Es war ganz still im Zimmer, so still, dass man jedes kleine Geräusch hören konnte. Und so konnte man auch hören, was man sonst im Trubel der Tage einfach nicht wahrnimmt: die 4 Kerzen unterhielten sich. 4 Kerzen brannten hell und klar - auf dem Adventskranz vermutlich.
Die erste Kerze sagte:
Ich heiße Frieden, ich leuchte für das gute Miteinander der Menschen. Aber langsam geht mir die Luft aus - es gibt ja gar keinen Frieden mehr in der Welt. Die Menschen sorgen nur für sich selbst. Sie setzen ihren Willen durch - egal, ob sie damit andere verletzen oder nicht. Das passiert im Kleinen, in der Nachbarschaft, im Kindergarten, in der Schule, bei der Arbeit, unter Kollegen, sogar unter Freunden. Das passiert aber auch im Großen - es werden Konflikte nicht mehr mit Worten bearbeitet, sondern es wird gleich zu Waffen gegriffen.
Ich heiße Frieden, aber zum Leuchten habe ich keine Kraft mehr.
Man hörte so etwas wie ein tiefes Seufzen - und dann verlosch die Kerze.
Da sprach die zweite Kerze:
Ich heiße Glauben, ich leuchte dafür, dass die Menschen wissen: es gibt etwas jenseits des Offensichtlichen. Aber mir geht langsam die Luft aus: es gibt keinen Glauben in dieser Welt. Es zählt die Wissenschaft und der Beweis. Was sich nicht logisch erklären und beweisen lässt, das ist auch nicht da. Es gibt nur noch das, was vordergründig einfach zu erkennen ist.
Ich heiße Glauben, aber zum Leuchten habe ich keine Kraft mehr.
Und auch die zweite Kerze seufzte tief auf - und verlosch.
Da sprach die dritte Kerze:
Ich heiße Liebe, ich leuchte dafür, dass die Menschen mehr sehen als sich selbst. Aber mir geht langsam die Luft aus: es gibt kaum noch Liebe in dieser Welt. Jeder sieht sich selbst und sorgt für sich selbst - wie es den anderen dabei geht, scheint egal zu sein. Was mir selbst nicht nützt, ist nichts wert.
Ich heiße Liebe, aber zum Leuchten habe ich keine Kraft mehr.
Und damit seufzte die dritte Kerze tief auf - und verlosch.
In diesem Moment kam ein Kind in das Zimmer. Es sah die drei erloschenen Kerzen und war ganz erschrocken: Was tut ihr denn?, fragte es. Ihr sollt doch leuchten, ihr könnt doch nicht einfach ausgehen!
Und das Kind fing an zu weinen.
Da sprach die vierte Kerze:
Weine nicht. Ich heiße Hoffnung, und solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder entzünden.
Da wischte sich das Kind die Tränen aus den Augen. Es nahm die letzte noch brennende Kerze, die Hoffnung, in die Hände und entzünde mit der Flamme vorsichtig die anderen drei Kerzen.
Da brannten sie wieder und erleuchteten ihre Welt: der Friede, der Glaube, die Liebe und die Hoffnung!
Möge euch die Hoffnung nie erlöschen
Monika |
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