Was wünschst du dir, wenn du wirklich freie Auswahl hast? Die gute Fee steht vor dir und fuchtelt ein wenig mit ihrem Feenstab herum - vermutlich glitzert es ein bisschen, Feenstaub wirbelt durch die Luft und fängt deinen Blick auf. Du hast einen, meinetwegen auch drei Wünsche frei. Wofür entscheidest du dich?
Ehrlich, diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Das will gut überlegt sein. Worauf kommt es mir eigentlich wirklich an, so sehr, dass ich alles andere dahinter einordnen kann?
Gesundheit? - ja, sicher, aber doch nicht nur für mich, auch für meine Familie.
Glück? - ja, auch, aber das ist ja so schwer zu fassen. Was ist denn Glück?
Frieden? - ja, bestimmt, aber auch Frieden ist ein großer Wunsch, der nicht zu fassen ist. Nicht Frieden um jeden Preis, wenn ich dafür die Freiheit aufgeben muss, dann nicht. Wenn ich für den Frieden alles mit mir machen lassen muss, dann verzichte ich auf den Frieden. Wenn es Frieden nur gibt, indem andere unterdrückt werden, dann ist das falsch.
Also: Gesundheit, Glück und Frieden wären nicht meine drei ersten Wünsche. Aber was dann?
Ich habe in der Bibel eine Geschichte gefunden, die ich völlig vergessen hatte. Ich kenne sie eigentlich aus meiner Grundschulzeit. Damals hatten wir eine Katechetin, sie kam immer einmal in der Woche in unsere Klasse und hat uns aus der Bibel erzählt, unter anderem tatsächlich auch diese Geschichte aus dem Alten Testament:
König David war gestorben, es sollte nun Salomo sein Nachfolger werden. Was zunächst wie ein wahrgewordener Traum klingt, wird für Salomo in Gedanken eher zum Alptraum: wie soll er mit der Macht über ein solches Königreich umgehen? Wie soll er ein würdiger Nachfolger seines Vaters werden? David gilt ja bis heute als einer der wichtigsten und größten Könige Israels. Die Fußspuren sind groß, wie soll Salomo als junger Mann diese ausfüllen?
Ich kann mir gut vorstellen, dass ihm die Vorstellung von der riesigen Verantwortung, die ihm auferlegt wird, Kopfschmerzen und schlaflose Nächte bereitet.
Es erscheint ihm nicht die gute Fee, sondern Gott spricht zu ihm im Traum: Bitte, was ich dir geben soll! (1. Könige 3, 5). Mit anderen Worten: Salomo, du hast einen Wunsch frei - was wählst du?
Und Salomo bittet - für mich völlig überraschend - nicht um Sicherheit, um Glück oder um Frieden. Er bittet um ein "hörendes Herz" - Luther übersetzt hier ein gehorsames Herz.
Ein Herz mit Ohren, das gibt es eigentlich nicht. Wir hören ja mit den Ohren, nicht mit dem Herzen. Dennoch: wer mit dem Herzen hört, der hört auch das Unausgesprochene, der hört, was sich hinter den vordergründigen Worten verbirgt. Wer ein hörendes Herz hat, der kann erspüren, wo der andere in Not ist. Dass Luther das mit "gehorsam" übersetzt, bringt hören und tun zusammen, denn aus dem hören, dem Horchen folgt dann das Tun, das Ge-Horchen.
Man sieht nur mit dem Herzen gut - diesen Satz kennen wir alle aus der Geschichte vom Kleinen Prinzen. Man hört aber eben auch nur mit dem Herzen gut - das habe ich heute verstanden.
Du hast einen Wunsch frei - Salomo wünscht sich ein hörendes Herz - und sein Wunsch wird erfüllt. Salomos Weisheit ist sprichwörtlich geworden, das salomonische Urteil gilt bis heute als besonders ausgewogen und irgendwie richtig.
Was wünscht ihr euch, wenn ihr freie Auswahl habt?
Seid gesegnet, das wünscht euch
Monika |
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