Ich kenne das Lied, eigentlich solange wie ich denken kann. Das war eines der wenigen Lieder, die ich mit der Flöte spielen konnte - damals in den lange vergangenen Zeiten, als man unbedingt Blockflöte lernen musste, um zu beweisen, dass man musikalisch ist. Erst Blockflöte, dann "was Richtiges". Ich bin an der Blockflöte gescheitert... aber das ist eine andere Geschichte.
Maria durch ein Dornwald ging - dieses Lied hatte es mir in meiner Kindheit angetan, weil ich die Melodie so schön fand. Da kann man so richtig schön schmachten. Die weichen Klänge mit dem leicht tänzelnden Rhythmus sind genau die richtige Mischung aus Sehnsucht, beschwingtem Gang und Nachdenklichkeit. Über den Text habe ich mir - ehrlich gesagt - nie Gedanken gemacht. Eine Legende von Maria und Josef eben - eine schöne Geschichte.
Und nun musste ich für die Frauen-Adventsfeier eine Andacht vorbereiten...
Von irgendwoher kam der Gedanke: mach doch mal was zu Maria und dem Dornwald...
Wirklich, ich konnte nur noch an dieses Lied denken. Eine andere Andacht, ein anderes Thema, kam überhaupt nicht in Frage.
Das Lied hat mehr zu bieten als eine schöne Melodie und einen gut singbaren Rhythmus.
Eins der darin verarbeiteten Themen ist das Tragen - dieses Wort kommt in jeder der drei Strophen vor:
In der ersten Strophe trägt der Dornwald keine Blätter - seit sieben Jahren nicht!
Wie traurig ist das denn! Am Ende ist da in diesem Wald nur noch Bitterkeit und stechende Dornen. Wie muss sich das anfühlen, durch solch ein Dorngestrüpp gehen zu müssen. Die Dornen pieksen und stechen, sie zerreißen die Kleider und vielleicht sogar die Haut.
Und nicht einmal Blätter trägt das Dornengesträuch! Leblos, ja lebensfeindlich ist der Weg hindurch. Und voll Sehnsucht nach Lebendigkeit ist diese Strophe!
Die zweite Strophe handelt auch vom Tragen, allerdings wird hier eine Frage gestellt - ähnlich wie ein Rätsel. Zu diesem Zeitpunkt weiß nur Maria selbst die Antwort auf diese Rätselfrage: Was trug Maria unter ihrem Herzen?
Was tragen wir denn unter unserem Herzen, ganz tief verborgen in uns? Was tragen wir im Herzen in diesem Advent? Womit tragen wir uns?
Maria war "guter Hoffnung" - ein anderer Ausdruck für "schwanger". Aber in dieser Formulierung schwingt noch so viel Positives mit: gute Hoffnung haben heißt ja: vertrauensvoll in die Zukunft blicken, die Zukunft wird schön. Sie trägt ein Kind - das Kind, ganz verborgen noch und tief innen.
Die dritte Strophe erzählt dann das Wunder: wieder tragen die Dornen - diesmal aber Rosen!
Eine wunderbare Verwandlung - nein eigentlich keine Verwandlung, denn die Dornen bleiben dornig und gefährlich, aber sie schmücken sich, sie beginnen zu duften, sie nehmen Farbe an, sie werden lebendig. Das geschieht einfach so, weil das Kind, getragen von Maria, seinen Weg durch die Dornen nimmt.
Das Kind und Maria - sie tragen einander. Sie haben eine innige Beziehung, inniger geht es kaum. Das macht den Dornenweg nicht nur erträglich, sondern vielmehr zu einem duftenden Sommerweg.
Was tragen wir denn tief in unserem Herzen?
Sind das Gedanken, die pieken und stechen, oder sind wir "guter Hoffnung" - voll positiver Energie?
Nicht von irgendwoher kommen die guten Gedanken, nicht grundlos ist die Hoffnung. Marias Kind - es ist auch für uns ein besonderes Kind. Es bringt auch uns Hoffnung und vermag für uns den dornigen Weg mit Rosen zu schmücken.
Seid gesegnet an diesem Samstag vor dem 4. Advent
Monika |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen