Es reicht schon der Duft, um mir den Mund wässerig zu machen.
Düfte spielen in unserer Welt eine große Rolle: mit betörenden Blütendüften machen die Pflanzen auf sich aufmerksam. Sie zerstreuen aromatische Düfte in alle Winde, um auf diese verführerische Weise die blütenbestäubenden Insekten anzulocken.
Häufig sind es die Düfte, die in uns Zuneigung oder Ablehnung wecken. Düfte machen den entscheidenden Unterschied aus: die Luft zu Hause riecht anders, als die Kaffee-Kuchen-Luft bei Oma, und die wieder anders als die Luft in Onkel Willis Holzwerkstatt.
Und die Luft an der Küste riecht anders als die Luft in den Bergen oder unten im Tal am Klärwerk.
Und dann sind da noch die Jahreszeiten: Der Frühling mit Blütenduft, der Sommer mit Duft nach Heuernte und Schwimmbad, der Herbstwald, der nach Laub, Moos und Holz riecht, und der Winter, der den Duft von Zimt, Anis und Kerzen hat.
Ein Duft erinnert uns an bestimmte Situationen – und manche Gerüche vergisst man nie. Z.B. den frisch gebohnerten Fußboden in der alten Schule, vermischt mit dem Geruch nach trockenem Kreidestaub und unzähligen Menschen – das ist ein ganz besonderer, und nicht immer schöner Geruch.
Oder auch der Duft, den wir hier am Meer wahrnehmen, wenn wir uns darauf konzentrieren: ein wenig Salz, ein wenig Sand oder Staub, die Reste von Sonnencreme, ein wenig herb und frisch duftet es hier.
Alles hat seinen Eigengeruch – auch wir selbst – den wir mit jedem Atemzug einatmen. Dieser Eigenduft gibt jeder Sache und jedem Lebewesen einen Charakter, macht sie einzigartig und unverkennbar. Allerdings ist uns das oft nicht einmal bewusst.
Dabei werden wir mit jedem Atemzug mit Informationen überströmt, ganz unbewusst treffen wir Entscheidungen, zu denen uns unsere Nase veranlasst. Dabei ist es wie so oft: wenn es positiv riecht, irgendwie gut, dann ist das so. Das nehmen wir als gegeben hin. Aber wenn es schlecht riecht, wenn es stinkt, dann findet das sogar Eingang in unsere Sprache: dann rümpfen wir die Nase, dann stinkt uns was oder dann können wir jemanden gerade gar nicht gut riechen.
Das Riechen scheint so selbstverständlich abzulaufen, dass wir uns darüber keine großen Gedanken machen.
Und doch beweisen wissenschaftliche Untersuchungen, dass der Geruchssinn extrem wichtig ist für unser Leben. Über Sympathie oder Antipathie entscheidet häufig der Eigengeruch der beteiligten Personen. Bestimmte Gerüche setzen ganze Assoziationsketten in Gang. Ich hatte z.B. völlig vergessen, wie eine Schule riecht, bis ich meine Tochter zur Einschulung begleitete. Kaum hatte ich das Schulhaus betreten, kamen Erinnerungen in mir hoch, ich fühlte mich geradezu zurückversetzt in meine eigene Kindheit.
Gerüche mögen in unserer Gesellschaft und in unserer bewussten Wahrnehmung keine große Rolle spielen – dennoch sind sie vorhanden und steuern unser Verhalten auf einer unbewussten Ebene.
So wie wir das Riechen nicht bewusst erleben, so gibt es auch in unserer Umgebung Dinge bzw. Menschen, die wir gar nicht erst wahrnehmen. Sie sind eben da, umgeben uns, und erst, wenn sie nicht mehr da sind, stellen wir fest, was uns fehlt. Vermutlich spielen die meisten Menschen in unserer Umgebung eine solche Rolle. Den wenigsten ist es gegeben, die ganze Welt zu prägen oder zu verändern. Aber dennoch ist jeder von uns wichtig an dem Platz, an dem er steht. Jeder von uns spielt eine Rolle in seiner näheren Umgebung, auch dann, wenn wir dazu nicht immerzu eine Rückmeldung erhalten.
Vielleicht ist das ja mit Gott so ähnlich: er ist da, im Hintergrund, wir nehmen ihn nicht wahr, wir können ihn weder sehen, noch anfassen, und schon gar nicht können wir ihn riechen. Aber dennoch: kaum geschieht ein Unglück, sind die Kirchen voll mit trostsuchenden Menschen, kommt die Frage auf: warum lässt Gott das zu. Wo war er denn?
Wir vermissen Gott im Alltag nicht, erst wenn der Gedanke aufkommt, Gott habe uns verlassen, fragen wir nach ihm. Und letztendlich können wir gar nicht wissen, ob Gott bei den Unglücken in dieser Welt weggeschaut. Vielleicht hat er ja doch seinen Finger dazwischen gehabt. Vielleicht wäre alles noch viel schlimmer gekommen, wenn er wirklich weggeschaut hätte.
Ich kann mir vorstellen, dass Gott so ähnlich ist, wie ein richtig gutes Parfüm: man riecht es nicht wirklich, man nimmt es kaum bewusst wahr – aber dennoch ist es da, der Geruch erfrischt die Luft und erfreut die Sinne, ohne dass ich genau sagen könnte, woher meine gute Laune kommt.
Psalm 139 drückt das auf eine sehr schöne Weise aus:
Herr, du erforschst mich und kennst mich.
Ich sitze oder stehe auf, so weißt du es.
Du verstehst meine Gedanken von ferne.
Ich gehe oder liege, so bist du um mich und siehst alle meine Wege.
Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.
Nähme ich Flügel der Morgenröte
Und bliebe am äußersten Meer,
so würde auch dort deine Hand mit mir sein
und deine Rechte mich halten.
Ich wünsche euch einen wunderbaren Samstag voller schöner Düfte!
Seid gesegnet!
Monika |
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