Habt ihr auch schon mal ein Foto von eurem Mittagessen gemacht und irgendwo im Internet veröffentlicht?
Wenn man manche Instagram - Accounts anguckt, dann fragt man sich ja, ob es nicht Spannenderes im Leben gibt, als eigene Mahlzeiten zu veröffentlichen. Allerdings: ich mache das auch schon mal - jedoch in der Regel nicht so ganz öffentlich. Mehr so im Familien-Clan. Wenn mein Mann mal wieder was besonders schönes gekocht hat, und vielleicht sogar sich die Mühe gemacht hat, das auf einem Teller auch schön anzurichten, dann habe ich das Bedürfnis, diesen Anblick mit unseren erwachsenen Kindern zu teilen - und zack, wird der Teller fotografiert und per WhatsApp geteilt.
Sieht das nicht lecker aus? Reis, grüner Spargel und ein ganz kleines bisschen Putenschnitzel |
Die Mahlzeit scheint mir dann noch besser zu schmecken. Warum mag das so sein?
Ich denke, es ist nicht das Foto, sondern es ist dieser kleine Moment, in dem ich mir ins Bewusstsein rufe, dass das, was ich da vor mir habe, nicht nur eine Mahlzeit ist, die meinen Hunger stillt. In diesem Moment nehme ich bewusst wahr, wie das Essen aussieht, welche Farben es hat, wie es riecht, wie heiß es ist, wer es für mich zubereitet hat, usw. All das bereitet mich auf den Genuss vor - und tatsächlich schmeckt mir das Essen besser, wenn ich mir diesen kleinen Moment Zeit genommen habe - egal, ob ich nun ein Foto davon mache oder nicht. Dieser kleine Moment der bewussten Wahrnehmung macht aus einer Fast-Food-Mahlzeit ein emotionales und sinnliches Vergnügen mit Sättigungscharakter.
Mir gibt das zu denken: ein kleiner Moment der Besinnung vor dem Essen verändert die gesamte Mahlzeit und macht sowohl meinen Körper als auch meine Seele satt.
Wie oft renne ich durch meinen Alltag und hetze von einem Termin zum nächsten. Die Tage verrinnen und damit meine Zeit. Manchmal frage ich mich abends im Bett: was ist eigentlich heute passiert, was habe ich gemacht, was habe ich erledigt, und: wo ist mir Gott begegnet? Wo war dieser eine kleine Moment der Besinnung, der Entschleunigung, der mir ermöglicht hätte, irgendetwas von Gott wahrzunehmen? Oft genug entdecke ich im Tagesrückblick, wie wenig Zeit ich mir für alle meine ach so wichtigen Erledigungen genommen habe - möglichst schnell, zack, zack, fertig. Kein Wunder, wenn dabei die Antennen für jede Art der spirituellen Wahrnehmung abbrechen! Dabei wissen wir alle, dass Gottes Stimme eine leise ist, er drängt sich uns nicht auf, sondern lässt sich in der Stille finden.
Vielleicht sollte ich öfter mal innehalten und den Tagesablauf kurz unterbrechen, nur für die Zeit, die es braucht, um ein Foto von einer schönen Mahlzeit (oder einer Blüte oder einem Sonnenuntergang...) zu machen und mir wieder darüber klar zu werden: das Leben ist mehr als Essen und Trinken, neben dem Körper möchte auch die Seele satt werden, und der Geist will genährt werden, eine Begegnung mit Gott im Alltäglichen ist nur möglich, wenn ich meine Sinne darauf einstelle.
In diesem Sinne teile ich mit euch ein Foto von heute Morgen:
Vor unserer Haustür steht dieser wunderbare Blumenkübel, auf den morgens die Sonne ihr Licht wirft. Sooo schön! |
Also, ihr Lieben jenseits des Meeres, und auch ihr, hier auf der Insel: lasst uns öfter mal unsere Mahlzeiten fotografieren und lasst uns schöne Momente miteinander teilen - denn die bewusste Wahrnehmung dieser kleinen Momente wird unser Leben verändern und unsere Sicht weiten - und vielleicht lässt sich auch Gott finden in diesen kleinen Erlebnissen und Wahrnehmungen!
Seid gesegnet!
Monika |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen