Auf meinem Weg von der Musikschule zum Treffpunkt habe ich letzten Freitag dieses Schild gesehen:
Geduldsfäden zum Mitnehmen |
Also, ich finde das richtig klasse. Denn meine Geduld ist irgendwie nicht immer so gut ausgeprägt, wie ich mir das wünsche. Je nach persönlichem Stresslevel gehen mir bestimmte Dinge oder Menschen früher oder später auf die Nerven. Dann könnte so ein extra Geduldsfaden den eingebauten ganz persönlichen Geduldsfaden vielleicht etwas verstärken. 😉
Ihr kennt mich ja ein wenig: irgendein Lied gibt es immer, das mir als Ohrwurm in den Sinn kommt. So auch an dem Tag, an dem ich an diesem Schild vorbeispazierte. "Gottes Güte, Gottes Treu, sind an jedem Morgen neu..." das war die Liedzeile, die sofort in meinem Geist auftauchte. Ich musste ein wenig grübeln, um herauszufinden, aus welchem Lied das stammt, aber es ist mir eingefallen. Es ist ein Morgenlied aus unserem Evangelischen Gesangbuch und heißt: "Auf und macht die Herzen weit, euren Mund zum Lob bereit. Gottes Güte, Gottes Treu sind an jedem Morgen neu". Das ganze Lied findet ihr im EG unter der Nummer 454 oder auch zum Anhören und Anschauen bei YouTube.
Übrigens: das Lied ist nach einem Tempelgesang aus China komponiert worden - in diesem Video kommt diese asiatische Komponente richtig gut raus - sowohl durch den Organisten, der ein fröhliches Intro mit Asia-Flair spielt, als auch durch eine kleine Gruppe von Menschen, die asiatische Bambusinstrumente bedienen. Guck euch das doch mal an, hört doch mal rein!
Von diesem Lied aus spazierten meine Gedanken weiter, während es in mir summte. Denn diese Textzeile ist auch nicht ursprünglich vom Liederdichter erfunden, sondern zitiert einen Bibelvers aus Klagelieder 3, 22-23:
Seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu.
Was für ein großes Wort!
Ehrlich, ich könnte das nicht! Mein Geduldsfaden ist ziemlich kurz und ziemlich brüchig. Wenn mich jemand verletzt hat, dann kann ich vielleicht einmal sagen: war ja nicht mit Absicht. Aber beim 2. Mal unterstelle ich schon, dass der andere bewusst mies mit mir umgegangen ist, und dann ist der Faden auch schon zerrissen und ich werde kratzbürstig.
Aber Gott: jeden Morgen neu ist seine Barmherzigkeit.
Egal, was ich gestern getan oder nicht getan habe - ein neuer Morgen darf ein neuer Anfang sein - auch in der Beziehung zu Gott. Jeden Morgen gibt es eine ganz neue unverbrauchte, nicht vorbelastete Beziehung zu Gott.
Diese Großherzigkeit macht mich sprachlos.
Daran möchte ich mir ein Beispiel nehmen. Ich werde mir also einen solchen Extra-Geduldsfaden wie auf diesem Schild in die Hosentasche stecken und immer, wenn meine Hand in die Tasche fährt und aus Versehen diesen Faden in die Finger bekommt, dann will ich mich an Gottes immer neue Barmherzigkeit erinnern und versuchen, selbst ein wenig langmütiger zu sein. Jeden Tag ein bisschen - das ist auf jeden Fall besser als gar nichts!
Ein ganz kurzer Faden wird mir schon reichen! |
Aber zum andern will ich mir vornehmen, dass dieses Lied von Gottes Güte, die jeden Morgen neu für mich (und dich auch!) da ist, in mir singt und klingt, sobald der Faden in meine Finger gerät. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dadurch mein Laune richtig gut wird - denn mit Gottes neuer Barmherzigkeit in den Tag zu gehen, das gibt Kraft und Sicherheit.
Also: nein, ich glaube nicht, dass ein Wollfaden meine Geduld verlängert, leider. Aber ich glaube, dass das Bewusstsein darüber, wie Gott mit uns umgeht, auch mir helfen kann, barmherziger und freundlicher mit meinen Mitmenschen umzugehen.
Wie ist das mit euch? Steckt ihr euch auch einen Geduldsfaden in die Tasche?
Es grüßt euch herzlich
Monika |
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