Herzlich Willkommen auf meinem Blog

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Mittelbrücke auf Föhr - seit 2023 ist sie leider Geschichte

Samstag, 12. März 2022

Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir...

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost möchte ich mit euch ein Erlebnis vom letzten Sonntag teilen. Ich durfte in St. Nicolai Gottesdienst feiern - und unser Organist Martin Bruchwitz hat sich für uns auf ein musikalisches Abenteuer eingelassen - denn er hat als Besinnung/Meditation nach der Predigt auf der Orgel improvisiert - und zwar auf das wunderschöne Chorstück von Mendelssohn "Denn er hat seinen Engeln".

Das müsst ihr unbedingt anhören! So etwas bekommt man nicht alle Tage vor die Ohren! Es handelt sich ja nicht um ein durchkomponiertes Orgelstück - Martin hat wirklich improvisiert. Mit anderen Worten: diese Musik wird man nur einmal in Live hören - glücklicherweise hat Andreas das mitgeschnitten und ich kann es mit euch teilen.

Hier ist der direkte Link zum YouTube-Video, falls es nicht auf dem Blog angezeigt wird.
Und hier könnt ihr das Video direkt anschauen:

„Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen“.

Dieser Satz stammt von Ludwig Wittgenstein, einem Philosophen des 19. und 20. Jahrhunderts. (geboren in Österreich 1889, gestorben 1951 in Großbritannien)
Für mich ist das einer der Sätze, der in aller Kürze eine ganze Weisheitslehre zusammenfasst:

Wie empfinden wir die Welt, in der wir leben?
Wie fühlt sich die eigene Gegenwart für uns an?
Leben wir in guten Zeiten – oder in schlechten Zeiten?

Die Gegenwart ist auf jeden Fall beängstigend:
der Krieg in der Ukraine nimmt erschreckende Ausmaße an, die Corona-Zahlen steigen munter in die Höhe, und obwohl die Klimakrise ein wenig aus den Schlagzeilen gerutscht ist, ist sie dennoch präsent und vermutlich nicht mehr aufzuhalten.

Zu den großen Katastrophen in der Welt kommen all die vielen großen und kleinen unseres täglichen Lebens: Krankheiten, Abschiede, auch Abschiede für immer, aber auch Schwierigkeiten am Arbeitsplatz oder in der Schule, Mobbing, Geldsorgen und so weiter - ihr wisst, was ich meine!

Wie also beurteilen wir die Welt, in der wir leben?
Gute Zeiten - Schlechte Zeiten?

Für Paulus ist eins glasklar:
Diese Zeit ist eine Zeit der Gnade!

Er schreibt an die Korinther im 2. Brief:
Siehe, jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils!
Wie kommt er zu solch einer positiven Grundeinschätzung?
Hat er sich etwa die rosarote Brille aufgesetzt und blendet alles Negative einfach aus?

Ich würde sagen, so einfach ist das nicht: Paulus kennt durchaus Tiefpunkte im Leben, denn er hat am eigenen Leib erfahren, was Leiden heißt. Er hat alles selbst erlebt: den Kampf gegen Naturgewalten, ausgelacht zu werden, gefangen genommen zu werden, verurteilt zu werden.
Und doch: jetzt ist die Zeit der Gnade, jetzt ist der Tag des Heils!

Die Welt des Glücklichen ist eine andere als die des Unglücklichen

Mit diesem Satz habe ich angefangen. Ich könnte ihn anders formulieren: die Welt des Glaubenden ist eine andere als die des Nicht-Glaubenden.

Dem Glaubenden eröffnet sich eine ganz andere Weltsicht, denn es spielt ja immer eine andere Dimension des Lebens eine Rolle. Es geht im Glauben nicht um das persönliche Wohlbefinden, sondern um die Gestaltung des eigenen Lebens im Lichte Gottes. Dieses Wissen bringt Paulus dazu, voller Überschwang sein reiches Leben zu skizzieren: in großer Geduld, in Bedrängnissen, in Nöten, in Ängsten (…); als die Sterbenden, und siehe, wir leben; als die Gezüchtigten und doch nicht getötet, als die Traurigen, aber allezeit fröhlich; als die nichts haben und doch alles haben.

Könnte ich das auch so voller Überzeugung sagen?

Ich weiß es nicht.

Vielleicht jetzt gerade, es geht mir gerade gesundheitlich und wirtschaftlich ganz gut, in meiner Familie scheint alles gut zu laufen… – aber wie würde ich meine Gegenwart charakterisieren, wenn ich in der Situation der Menschen in der Ukraine wäre? Ich wünsche den Ukrainern solche positiven Gedanken – damit sie stark bleiben können im Widerstand gegen die Mengen an russischen Panzern und Raketen.

Oder wenn jemand in meiner Familie unheilbar krank wäre? Oder ich den Verlust eines geliebten Menschen zu beklagen hätte? Ich weiß es nicht – ich wünsche mir eine solche positive Lebens-Grundstimmung, wie sie mir aus den Sätzen des Paulus entgegenkommt.

Ich möchte zum Schluss noch den Vers zitieren, den Martin Bruchwitz so meisterhaft für uns vertont hat:
„Er hat seinen Engeln befohlen, dass sie dich behüten auf allen deinen Wegen, dass sie dich auf den Händen tragen und du deinen Fuß nicht an einen Stein stoßest.“
Ich hoffe und wünsche und bete für alle Menschen, die sich in schwieriger Situation befinden: dass sie das erleben: nicht allein zu sein in der Not, von Gott und seinen Engeln begleitet zu sein, sogar getragen. Dieses Wissen macht aus jeder noch so schwierigen Situation eine Zeit der Gnade und einen Tag des Heils. Das glaube ich.

Amen

Übrigens: das ist eine Kurzfassung meiner Predigt vom vergangenen Sonntag, hier könnt ihr euch die gesamte Predigt als pdf-Datei herunterladen.

Jetzt seid herzlich gegrüßt von

Monika

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