Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost mache ich mir Gedanken über Sternschnuppen. Darauf gebracht hat mich Skylar, die jeden Mittwoch nach der Andacht die Jens-Jakob-Eschel Straße bis nach Nieblummit dem Fahrrad fährt. Mittlerweile ist es um die Uhrzeit schon sehr dunkel und bis zum Ortseingang von Nieblum gibt es keine einzige Straßenlaterne. Das macht den Weg ganz schön gruselig! Aber dann gibt es ja auch die wolkenlosen Nächte mit dem klaren Sternenhimmel. Da ist die Angst im Dunkeln wir weggeblasen, denn die Sterne leuchten ja wunderbar den Weg nach Hause.
Sternschnuppenwünsche
Wer eine Sternschnuppe sieht, der darf sich etwas wünschen, so weiß es der Volksmund.
Aber: die Möglichkeit besteht nur, solange die Sternschnuppe über den Himmel fliegt. Ist sie verschwunden, ist auch die Möglichkeit, einen Wunsch zu äußern, vergangen.
Und: man darf nicht sagen, was man sich wünscht – sonst geht er nicht in Erfüllung.
Wir sind intelligente, aufgeklärte Menschen – vermutlich glaubt keiner von uns wirklich an diese Sternschnuppenwünsche. Aber die Vorstellung, es könnte wahr sein – die Vorstellung, mir würde ein Herzens-Wunsch erfüllt – allein diese Vorstellung bringt mich dazu, den Blick nach oben zu heben und nach einer Sternschnuppe Ausschau zu halten.
Hast du schon mal eine Sternschnuppe gesehen?
Sie erscheint kurz, nur einen Augenblick lang, am Sternenhimmel – und schon ist sie vergangen. Der Moment ist winzig – ich komme immer gar nicht so schnell mit dem Wünschen nach. Daher habe ich zwar schon Sternschnuppen gesehen, aber einen Wunsch erfüllt haben sie mir noch nie.
Was wäre, wenn gerade jetzt eine Sternschnuppe aufblitzt und über den Himmel fliegt? Was würdest du dir wünschen?
Nun ist das mit dem Wünschen so eine Sache, das wissen wir aus vielen Märchen. Nur selten wird der Mensch, der einen oder auch drei Wünsche frei hatte, hinterher glücklicher als vorher. Wenn man nur einen einzigen Wunsch frei hat, dann ist es auch wirklich schwer, diesen Wunsch weise zu verwenden.
Ich erinnere an das Märchen vom Fischer und seiner Frau: hier war die Frau nie zufrieden – sie wünschte immer größer, wollte immer mehr – bis am Ende alles im Nichts verpuffte und sie und ihr Mann genauso dastanden, wie vorher.
Und aus der klassischen Mythologie kennen wir die Geschichte vom König Midas, der sich wünschte, dass alles, was er berührte, zu Gold wurde. Nur hat er leider nicht bedacht, dass damit auch seine Nahrung und alle Getränke zu Gold wurden – und so wäre er fast verhungert und verdurstet. Erst das Aufgeben der vergoldenden Berührung rettete ihm sein Leben.
Oscar Wilde prägte dieses Sprichwort:
„Auf dieser Erde gibt es nur zwei Tragödien: die eine besteht darin, dass man nicht bekommt, was man sich wünscht, die andere darin, dass man es bekommt. Die zweite ist viel schlimmer, sie ist eine wirkliche Tragödie.“
Auch wenn die Erfüllung eines Wunsches uns nicht unbedingt glücklicher macht, so ist das Wünschen an sich doch eine gute Sache.
Denn wenn ich einen Wunsch wage, gebe ich gleichzeitig zu, dass mir etwas fehlt. Gerade die Sternschnuppenwünsche, die Wünsche, die aus tiefstem Herzen kommen und nichts mit materiellen Dingen zu tun haben, gerade diese Wünsche zeigen mir, was mir fehlt.
Vielleicht bin ich im Moment des Sternschnuppenfluges deshalb so sprachlos, weil ich mir selbst nicht eingestehen will, dass mir etwas fehlt, dass ich mich unvollständig fühle.
Aber wer einen Wunsch hat, der hat auch ein Ziel, der hat eine Sehnsucht und damit auch einen Antrieb.
Also: lasst uns ruhig unsere Sternschnuppenwünsche entdecken und klar formulieren – denn aus dem bloßen Wunsch wird ein Traum, und aus dem Traum wird ein Motor, der uns in Richtung der Wunscherfüllung treibt.
Vielleicht wird aus dem Wunsch auch eine Bitte, ein Gebet. Nicht umsonst fordert uns Jesus ja auf:
Bittet, so wird euch gegeben. (Lukas 11,9).
Aber weil nicht alle Wünsche und damit auch nicht alle Bitten gut für uns oder andere Menschen sind, deshalb ist einer der Kernsätze und damit auch gleich einer der schwersten Sätze im Vaterunser: Dein Wille geschehe.
Es geht nicht nach meinem Willen. Ich kann die Welt nicht durch Gebet nach meinen Vorstellungen verändern. Es soll der Wille Gottes Vorrang haben vor meinen Wünschen.
Was das heißen kann, hat uns Jesus selbst vorgelebt, als er in der Nacht, in der er verraten wurde, seinen Vater im Himmel darum gebeten hat, dieser Kelch möge an ihm vorübergehen. „Doch nicht wie ich will, sondern wie du willst.“ Und kurz darauf wurde er gefangen genommen und grausam hingerichtet – das war Gottes Wille für seinen Sohn und damit für uns und unsere Welt.
Dein Wille geschehe, diese drei Worte setzen dem egoistischen Wünschen ein Ende – es geht ja um mehr als um mein persönliches kleines Glück. Weder Sternschnuppen noch das Gebet sind Wunschautomaten, in die ich ein paar Worte reinwerfe, dann an einer Kurbel drehe – und unten kommt der erfüllte Wunsch heraus.
Nein, Sternschnuppenwünsche sind genau wie ein Gebet: eine Offenbarung meines Herzens vor Gott: hier fehlt mir etwas, hier fühle ich mich nicht vollständig, bitte hilf mir. Und dann bleibt es allein dem Willen Gottes überlassen, ob und wie und wieviel er von meinen Wünschen in Erfüllung gehen lässt.
Also: Lasst uns die Augen aufhalten und den Himmel beobachten: die nächste Sternschnuppe könnte unsere sein. Dann wollen wir ganz fest die Augen schließen und einen Wunsch formulieren – und dann möge Gottes Wille geschehen!
Seid herzlich gegrüßt von Sternenguckerin
Monika |
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