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Freitag, 18. September 2020

Rüm Hart

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost teile ich mit euch meine Gedanken über die andere Hälfte des friesischen Wahlspruches:

Rüm Hart - klaar Kiming

Dieser zweite Teil des friesischen Wahlspruches lässt sich mit einem bisschen Fantasie ebenfalls ableiten:

Bekommt man je genug von diesem Ausblick?
Ich darf diese Weite täglich von meinem Fenster
im Treffpunkt aus sehen! Mir wird das Herz dabei weit!

 Rüm Hart

„Hart“ erinnert an das englische heart – und heißt genau das: Herz.

Das Herz ist für uns der Sitz der Gefühle, alles, was mit Romantik und Liebe zu tun hat, das verbinden wir mit dem Symbol des Herzens.

Im Alten Testament jedoch galt das Herz als Symbol für alles, was den Menschen lebendig macht: nicht nur die Gefühle, sondern auch die Vernunft und der Verstand hatten ihren Sitz im Herzen. Das schlagende Herz ist im Alten Testament der Ort, wo der Mensch Pläne schmiedet, wo sich der Wille bildet.

Das Herz – alles das, was Menschsein ausmacht, soll nach dem friesischen Spruch „rüm“ sein.

Rüm erinnert an unser Wort Raum. Wer Raum im Herzen hat, der hat ein weites, geräumiges Herz. Es findet mehr darin Platz, als mein eigenes kleines Leben.

Vielleicht kennst du das Märchen "Das kalte Herz" von Wilhelm Hauff? Darin wird von einem steinernen Herzen erzählt, das sich der junge Köhler Peter Munk eingetauscht hat. Im Gegenzug sollte er Reichtum erhalten. Er wird auch reich – aber nicht glücklich. Denn mit dem steinernen Herzen kennt er kein Mitleid mehr. Er kann sich an nichts mehr erfreuen, kann nicht mehr lachen oder weinen, empfindet keine Liebe und findet nichts mehr schön.

Ein steinernes Herz – das ist genau das Gegenteil von dem, was die Friesen mit „rüm Hart“ meinen.

Gott spricht: Ich schenke euch ein neues Herz und lege einen neuen Geist in euch und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. (Hesekiel 36, 26)

Ist mein Herz eng oder weit? Wieviel Raum hat mein Herz?

Wenn ich mir das Herz wie ein Gefäß vorstelle, dann ist die Frage nach einem engen oder weiten Herzen die Frage nach dem Fassungsvermögen dieses Herzen. Ein großes Gefäß enthält mehr gute Dinge, die der Besitzer des Herzens vergeben kann. Der Mensch ist großherzig und großzügig. Ein kleines Gefäß enthält kaum gute Dinge, so dass der Besitzer sparsam damit umgehen muss. Dieser Mensch ist vermutlich engstirnig und kleinlich. Weil das Herz auch das Gefäß der Liebe ist, haben im großen Herzen mehr Liebesobjekte Platz als im kleinen Herzen. Ein steinernes Herz hat überhaupt keinen Hohlraum und somit gar keinen Platz für irgendwen oder irgendetwas.

Der Wahlspruch Rüm Hart – klaar kiming war ursprünglich ein Spruch, an dem die friesischen Seefahrer ihr Leben ausgerichtet haben. Mit einem weiten Herzen trotzdem zielgerichtet leben, den richtigen Kurs verfolgen und dem Horizont entgegensegeln und sich nicht von den sichtbaren Grenzen einengen zu lassen – das ist für mich ein stimmiges Bild.

Nirgends ist der Himmel so hoch und weit,
wie in Schleswig-Holstein.

Wenn mir mal alles zu eng wird, wenn ich mich verrenne in meinen eigenen Gedanken, wenn in mir alles nur noch um mich selber kreist – dann ist es hilfreich, an den Strand zu gehen und die Weite des Horizontes zu sehen. Mit dem weiten Blick, dem hohen Himmel und der klaren Luft wird mir meist auch das Herz wieder weit und das Vertrauen auf Gottes Hilfe kommt zurück. Zukunft sieht dann nicht mehr trüb aus.

So macht der friesische Spruch in seiner Kürze auch Mut, selbst schwierige Lebensphasen anzugehen.

Gerade in der schwierigen unsicheren Pandemiezeit kann der Gedanke an Rüm Hart – klaar kiming Kraft und Mut geben. Es wird wieder weiter gehen, bis zum Horizont und darüber hinaus. Mit weitem Herzen können wir diese Krise zukunftsfähig meistern.

Seid herzlich gegrüßt ihr alle, jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel. Ich wünsche euch und mir selbst:

Rüm Hart - Klaar Kiming

Eure Monika vom Treffpunkt Urlauberseelsorge


 

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