Herzlich Willkommen auf meinem Blog

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Mittelbrücke auf Föhr - seit 2023 ist sie leider Geschichte

Donnerstag, 19. September 2024

Der Weg der Schnecke

Hallo, Ihr Lieben diesseits des Meeres - und auch ihr, auf der Insel Föhr, in dieser Flaschenpost möchte ich einen Gedanken aus meinem Sabbatical mit euch teilen.
Ja, ich bin derzeit nicht auf Föhr, sondern irgendwo im Nirgendwo, in der Nähe von Plön. Hier habe ich eine kleine Hütte bezogen: ohne Heizung, ohne fließendes Wasser, aber trotzdem sehr gemütlich. Bevor ihr euch Sorgen um meine Gesundheit macht: es gibt im Haupthaus die Möglichkeit zum Duschen, dort kann ich auch die Küche mitbenutzen. Und wenn es sehr kalt wird, gibt es ein Gasöfchen - aber das brauche ich noch nicht. Noch reichen Wollsocken und Strickjacken.

Ich bin ohne Verkehrsmittel hier - mit anderen Worten: Fortbewegung nur zu Fuß oder mit Öffis.
Aber das ist genau das, was ich wollte: mal ausprobieren, was ich alles brauche und worauf ich eigentlich verzichten könnte (das heißt nicht, dass ich das tun werde - aber zu wissen, was man wirklich braucht, ist doch eine gute Kenntnis von sich selbst, oder?).

Soweit die Vorreden. Heute morgen auf meinem Spaziergang fand ich diese Schnecke:

Da kriecht sie friedlich über die Straße. Aber seht ihr die Spur, die sie hinterlässt? Man sieht genau, dass die Eichel eigentlich im Weg lag. Die Schnecke hat sich drum herum gewunden und auf der anderen Seite ihren Weg schnurstracks weiter genommen. 
Da war die Eichel im Weg - und sie hat sich nicht aus der Spur bringen lassen. Sie hätte ja auch einfach nach rechts abbiegen können, aber nein, sie findet ihren Weg zurück in die ursprüngliche Richtung.
Mich beeindruckt das. Und stellt mich in Frage: wie viele Eicheln lagen mir schon im Weg, und ich bin ausgewichen und von meiner eigentlichen Richtung abgekommen? Die Schnecke geht - kriecht - einfach weiter. Irgend ein Ziel hat sie im Sinn, und kein Hindernis darf sie ablenken. 
Auf meinem weiteren Spaziergang musste ich immer wieder an das Gedicht von der Bärenraupe denken, kennt ihr das? Es ist von Rudolf Otto Wiemer

Die Chance der Bärenraupe, über die Strasse zu kommen?

Keine Chance.
Sechs Meter Asphalt.
Zwanzig Autos in einer Minute.
Fünf Laster, ein Schlepper, ein Pferdefuhrwerk.
Die Bärenraupe weiß nichts von Autos.
Sie weiß nicht, wie breit der Asphalt ist.
Weiß nichts von Fußgängern, Radfahrern, Mopeds.
Die Bärenraupe weiß nur, dass jenseits Grün wächst.
Herrliches Grün, vermutlich fressbar.
Sie hat Lust auf Grün. Man müsste hinüber.
Keine Chance. Sechs Meter Asphalt..
Sie geht los. Geht los auf Stummelfüßen.
Zwanzig Autos in der Minute.
Geht los ohne Hast. Ohne Furcht. Ohne Taktik.
Fünf Laster. Ein Schlepper. Ein Pferdefuhrwerk.
Geht los und geht und geht und geht und kommt an.

Gelassen weiter, egal wie die Chancen stehen. Ein heimliches Ziel verfolgen. Und nicht zuviel nach Hindernissen und Beängstigendem gucken.

Ganz liebe Grüße aus dem selbstgewählten "Exil"
Monika

Montag, 29. Juli 2024

Eine salzige Woche...

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost mache ich mir ein paar Gedanken über Salz.
Eigentlich ist das ja ein bekannter Text: Ihr seid das Salz der Erde, ihr seid das Licht der Welt.
Jesus sagt das zu seinen Jüngern und zu uns - im Matthäusevangelium, Math 5, 13-16.
Vor zwei Wochen war dieser Text das Evangelium im Gottesdienst - es hat mich so angesprochen, dass ich in der folgenden Woche gleich zwei Andachten zu diesem Thema gehalten habe. Nun möchte ich ein paar der Gedanken auch mit euch teilen.
Eine Prise Salz zum Mitnehmen


Was heißt das denn - Salz der Erde zu sein?
Zu aller erst denke ich an Würze, wenn ich an Salz denke. Kein Essen kommt ganz ohne Salz aus - selbst eine Tasse Kaffee erhält durch eine winzige Prise Salz im Kaffeepulver einen weicheren, schöneren Geschmack. Nudeln, die nicht im Salzwasser gegart wurden, schmecken... eigentlich eklig.
Auf der anderen Seite: zu viel Salz macht ein Essen auch ungenießbar, abgesehen davon, dass zu viel Salz auch schwerwiegende Krankheiten verursacht.
Mit anderen Worten: wir sind das Salz in der Weltensuppe! Jede und jeder von uns sorgt für angenehme Würze im Leben, in der Welt. Auch wenn es nur wenig ist, was wir beisteuern können: es braucht ja auch nicht viel, um eine Suppe zu würzen.
Trotzdem muss ich auch hier auf das richtige Maß achten: so wichtig wie jede und jeder einzelne auch ist - zu viel "Ich" tut der Gemeinschaft nicht gut.

Aber Salz kann ja noch so viel mehr!
Salz bringt Eis zum Schmelzen - auch im Miteinander!
Salz trägt als Salzwasser, z.B. im Toten Meer. Wir tragen und ertragen einander.
Salz reinigt, z.B. die Haut als Salzpeeling, aber man kann mit Salz auch angebrannte Töpfe und Pfannen blank schrubben. So können auch wir die Atmosphäre in unserer Umgebung reinigen.
Salz konserviert - wir alle kennen eingesalzene Gurken oder eingesalzene Heringe. Leicht verderbliche Lebensmittel können durch Salz haltbar gemacht werden. Wie steht das denn mit unseren Beziehungen? Tun wir etwas, um diese zu konservieren, zu erhalten, trotz vielleicht unterschiedlicher Meinungen und Ansichten?

Ein letztes will ich noch mit euch teilen - eigentlich für mich die wichtigste Erkenntnis aus dieser intensiven Beschäftigung mit dem Thema: 
Angesichts all der vielen Aufgaben und Fähigkeiten, die das Salz mit sich bringt, könnte ich an mir verzweifeln. Ich kann die Welt nicht besser machen - ich bin nur eine einzelne Person mit nur zwei Händen und nur einem Kopf. Irgendwann sind all meine Kapazitäten aufgebraucht.
Aber: habt ihr schon mal versucht, ein einzelnes Salzkorn aus dem Salzstreuer oder der Packung zu greifen? Das geht nicht! Wir greifen immer mehrere Salzkörner, eine kleine Prise. Ein einzelnes Salzkorn würde keine Suppe würzen - eine ganze Prise schon!
So sind auch wir in unserer Bestimmung nicht "Einzelkämpfer" - erst mit vielen zusammen können wir wirksam sein!

Ihr seid das Salz der Erde – sagt Jesus.
Ihr seid Würze, reinigende und bewahrende Kraft, ihr bringt zum Schmelzen, was erstarrt ist.

Ihr seid das Salz der Erde – wir sind Gott so lieb wie das Salz. Wir sind ihm die feine Würze im manchmal faden Alltag der Menschheitsgeschichte. Durch uns leuchtet die Liebe Christi und würzt unauffällig, aber zuverlässig.

Ich habe in meinen Andachten noch die Geschichte von der Salzprinzessin erzählt - für diese Flaschenpost wäre das zu lang, aber wenn ihr mal Zeit findet, um ein Märchen zu lesen: hier ist die lange Originalfassung.

Wir sind Salz der Erde - also lasst uns würzig und scharf, geschmackvoll und wohl dosiert sein!
Gott segne euch!
Monika

Montag, 10. Juni 2024

1000 Kraniche - und die Frage nach den Wünschen...

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost greife ich einen Gedanken auf, der mich seit Beginn der Corona-Pandemie begleitet. Damals habe ich euch gezeigt, wie man einen Kranich faltet. Hier könnt ihr das nachlesen.

Damals ging es mir eher um das Falten, aber heute geht es mir mehr um das, was dieser Kranich symbolisiert.

Falte 1000 Kraniche – und du hast einen Wunsch frei!

So lautet die alte japanische Legende, die ich damals schon kurz angedeutet hatte.

Wenn es doch so einfach wäre! Einen Kranich zu falten, das dauert ungefähr 10 Minuten – nach etwas Übung auch weniger. 1000 Kraniche zu falten, das würde dann etwa 10.000 Minuten dauern, oder ca. 166 Stunden. Oder auch ungefähr 7 Tage. Eine Woche ununterbrochen Kraniche falten, um einen Wunsch zu äußern. Ganz ehrlich: wenn das funktionieren würde, dann würde ich mich dran machen. Was würde ich mir wünschen?

Vor allem würde ich mir Frieden in der Welt wünschen. Im Kleinen unter Nachbarn und in der Familie, aber vor allem auch im Großen. Die Kriege in der Ukraine und im Gazastreifen sind schrecklich, die Handelskriege zwischen den großen Nationen der Welt sind nicht weniger schrecklich.

Wenn es lediglich 1000 Papierkraniche bräuchte, um das zu beenden – ich würde sofort mit dem Falten anfangen.

Ich möchte euch die Geschichte von Sadako aus Japan erzählen – vielleicht habt ihr diese Geschichte schon gehört. Es ist eine traurige, aber gleichzeitig auch eine mutmachende Geschichte.

Sadako war etwa 2 Jahre alt, als über ihrer Heimatstadt Hiroshima die erste Atombombe abgeworfen wurde. Zunächst sah es so aus, als hätte sie dieses Unglück unbeschadet überstanden – aber als sie 12 Jahre alt war, erkrankte sie schwer an Leukämie, der sogenannten Strahlenkrankheit.

Da begann sie, Kraniche zu falten. Sadako faltete aus winzig kleinem Papier – aus den Beipackzetteln ihrer Medikamente - 1000 Kraniche. Es schien ihr zunächst schon sehr viel besser zu gehen. Das gab Sadako Hoffnung und sie versuchte weitere 1000 Kraniche zu falten.

Aber irgendwann merkte sie, dass sie sich von den Folgen der Radioaktivität nicht erholen würde, und sie änderte ihren Wunsch. Stattdessen betete sie für Frieden zwischen den Ländern dieser Welt. Mit jedem Kranich, den sie faltete, flüsterte sie: „Ich werde Frieden auf deine Flügel schreiben und du wirst in alle Welt fliegen.“

Sie hatte 644 Kraniche gefaltet, als sie starb.
Dennoch ist ihr Leben nicht vergessen – denn seitdem gelten in Japan und in der Welt die Origami-Kraniche nicht nur als Wunscherfüller, sondern auch als Zeichen des Friedens.

Vielleicht ist die Vorstellung naiv, dass lediglich 1000 Papierkraniche für den Frieden genügen. Wir wissen ja, dass es so einfach nicht ist.

Aber die Geschichte von Sadako zeigt uns auch, dass hinter den 1000 Kranichen mehr steckt als das Produkt. Es geht gar nicht um die 1000 gefalteten Papierstückchen. Es geht um den Vorgang des Faltens.

Beim Falten sind die Finger beschäftigt, die Gedanken konzentrieren sich auf den nächsten Knick – es ist einfach meditativ. So gesehen kann das Falten von Kranichen dabei helfen, den Alltag mit seinen schrecklichen Nachrichten und seinen drängenden Sorgen für eine kleine Zeit zu vergessen. Gedanken und Gefühle können sich dabei auf Gott fokussieren – das ist für mich ein Gebet!

Nein, Gott lässt sich nicht durch die Anzahl von gefalteten Kranichen zu irgendetwas „zwingen“ – nicht umsonst heißt eine der Bitten im Vaterunser: Dein Wille geschehe. Aber ab und zu mal innehalten und ein Gebet sprechen oder denken – einfach mal Kontakt zu Gott aufnehmen – das kann ja nicht verkehrt sein.

Und wenn ein Papierkranich dabei hilft – warum eigentlich nicht?

Wenn du 1000 Kraniche gefaltet hast, erfüllen die Götter dir einen Wunsch – ich komme noch einmal auf diese Legende zurück.

Wenn ich 1000mal beim Falten um dasselbe gebetet habe – 1000 Mal um Frieden gebetet, 1000 Mal darum, dass Gottes Wille geschehe, dann hat dieses Gebet 1000 Mal meine Seele berührt. Wenn es auch nicht Gott zu irgendetwas „zwingen“ kann – es wird auf jeden Fall mich selbst verändern. Vermutlich ist es mir nach dem 1000. Kranich dann egal, ob mein Wunsch erfüllt wird, denn ich habe mich eingefunden in Gottes Gegenwart und Liebe.

Das geht mit Kranich falten – und auch ohne!

Ich fordere euch jetzt nicht auf, einen Kranich zu falten – das würde den Rahmen dieser Flaschenpost definitiv sprengen und ist ja auch irgendwie nicht Teil unserer deutsch-nüchternen Kultur. Aber trotzdem: mit oder ohne Papierkranich: was wäre denn der eine große Wunsch, das eine große Gebet, dass du vor Gott bringen möchtest? Worum würdest du bitten, wenn...

Und falls du doch noch mal einen Kranich falten willst - die Anleitung findest du in meiner alten Flaschenpost von 2019!

Seid herzlich gegrüßt von 


Monika

Montag, 13. Mai 2024

Glück oder Unglück

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost melde ich mich nach einer langen Blog-Abstinenz zurück. Ob ich in der Zukunft weiter so regelmäßig wie in den letzten Jahren Posts verfassen kann, das kann ich noch nicht abschätzen - aber wer kann schon in die Zukunft gucken...
Wie dem auch sei, in dieser Flaschenpost möchte ich mit euch meine Predigt vom letzten Sonntag teilen. Das war der Sonntag Exaudi, am 12. Mai. Das ist der Sonntag zwischen Himmelfahrt und Pfingsten.
Ein Bild vom Altar in St. Nicolai.
Dargestellt ist Christi Himmelfahrt - wenn ihr
genau hinschaut, dann erkennt ihr die Fußabdrücke
an der Stelle, wo Jesus gestanden hat, als er in den
Himmel entschwand. 
Irgendwie rührend, diese barocke Darstellung.

Hier nun ohne weitere Anmerkungen meine Predigt:

Predigt:

Samstag, 13. Januar 2024

Freie Auswahl!

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost denke ich nach über die berühmte gute Fee mit ihren drei freien Wünschen.

Was wünschst du dir, wenn du wirklich freie Auswahl hast? Die gute Fee steht vor dir und fuchtelt ein wenig mit ihrem Feenstab herum - vermutlich glitzert es ein bisschen, Feenstaub wirbelt durch die Luft und fängt deinen Blick auf. Du hast einen, meinetwegen auch drei Wünsche frei. Wofür entscheidest du dich?

Ehrlich, diese Frage ist nicht leicht zu beantworten. Das will gut überlegt sein. Worauf kommt es mir eigentlich wirklich an, so sehr, dass ich alles andere dahinter einordnen kann?
Gesundheit? - ja, sicher, aber doch nicht nur für mich, auch für meine Familie.
Glück? - ja, auch, aber das ist ja so schwer zu fassen. Was ist denn Glück?
Frieden? - ja, bestimmt, aber auch Frieden ist ein großer Wunsch, der nicht zu fassen ist. Nicht Frieden um jeden Preis, wenn ich dafür die Freiheit aufgeben muss, dann nicht. Wenn ich für den Frieden alles mit mir machen lassen muss, dann verzichte ich auf den Frieden. Wenn es Frieden nur gibt, indem andere unterdrückt werden, dann ist das falsch.

Also: Gesundheit, Glück und Frieden wären nicht meine drei ersten Wünsche. Aber was dann?

Ich habe in der Bibel eine Geschichte gefunden, die ich völlig vergessen hatte. Ich kenne sie eigentlich aus meiner Grundschulzeit. Damals hatten wir eine Katechetin, sie kam immer einmal in der Woche in unsere Klasse und hat uns aus der Bibel erzählt, unter anderem tatsächlich auch diese Geschichte aus dem Alten Testament:
König David war gestorben, es sollte nun Salomo sein Nachfolger werden. Was zunächst wie ein wahrgewordener Traum klingt, wird für Salomo in Gedanken eher zum Alptraum: wie soll er mit der Macht über ein solches Königreich umgehen? Wie soll er ein würdiger Nachfolger seines Vaters werden? David gilt ja bis heute als einer der wichtigsten und größten Könige Israels. Die Fußspuren sind groß, wie soll Salomo als junger Mann diese ausfüllen?
Ich kann mir gut vorstellen, dass ihm die Vorstellung von der riesigen Verantwortung, die ihm auferlegt wird, Kopfschmerzen und schlaflose Nächte bereitet.
Es erscheint ihm nicht die gute Fee, sondern Gott spricht zu ihm im Traum: Bitte, was ich dir geben soll! (1. Könige 3, 5). Mit anderen Worten: Salomo, du hast einen Wunsch frei - was wählst du?
Und Salomo bittet - für mich völlig überraschend - nicht um Sicherheit, um Glück oder um Frieden. Er bittet um ein "hörendes Herz" - Luther übersetzt hier ein gehorsames Herz.

Ein Herz mit Ohren, das gibt es eigentlich nicht. Wir hören ja mit den Ohren, nicht mit dem Herzen. Dennoch: wer mit dem Herzen hört, der hört auch das Unausgesprochene, der hört, was sich hinter den vordergründigen Worten verbirgt. Wer ein hörendes Herz hat, der kann erspüren, wo der andere in Not ist. Dass Luther das mit "gehorsam" übersetzt, bringt hören und tun zusammen, denn aus dem hören, dem Horchen folgt dann das Tun, das Ge-Horchen.

Man sieht nur mit dem Herzen gut - diesen Satz kennen wir alle aus der Geschichte vom Kleinen Prinzen. Man hört aber eben auch nur mit dem Herzen gut - das habe ich heute verstanden.

Du hast einen Wunsch frei - Salomo wünscht sich ein hörendes Herz - und sein Wunsch wird erfüllt. Salomos Weisheit ist sprichwörtlich geworden, das salomonische Urteil gilt bis heute als besonders ausgewogen und irgendwie richtig.

Was wünscht ihr euch, wenn ihr freie Auswahl habt?
Seid gesegnet, das wünscht euch
Monika


Montag, 1. Januar 2024

Vertrauen?

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost teile ich euch meine Gedanken zum Jahresmotto unseres Kirchenkreises:

Dazu habe ich für den Neujahrsgottesdienst eine Predigt geschrieben:

Wir feiern Neujahr – mitten in der letzten Nacht ist das alte Jahr zu Ende gegangen, vor uns liegt ein neues Jahr – zwölf neue Monate, die darauf warten, von uns gelebt zu werden.

Wir wissen nicht, was uns erwartet. Wie wissen nicht, was kommen wird. Natürlich machen wir Pläne, oder haben sie schon gemacht: wir planen, wann wir Urlaub nehmen, welches Urlaubsziel wir anvisieren, wir planen, welche Besuche oder größeren Feste in diesem Jahr anstehen werden.

All das haben wir vermutlich schon längst geplant, die neuen Kalender mit den leeren Seiten gibt es schon seit ungefähr Mitte September zu kaufen, damit wir in unserer Geschäftigkeit auch nicht einen einzigen Moment unterbrochen werden müssen.

Heute nun ist dieser eine besondere Tag, heute beginnt das neue Jahr. Und auch, wenn es vermutlich schon ziemlich weit verplant ist – dies ist der Moment, in dem wir uns auf dieses neue Jahr einstellen und vorbereiten können.

Was wird das neue Jahr bringen? Leben oder Tod? Gesundheit oder Krankheit? Krieg oder Frieden? Erfolg oder Scheitern? Wir wissen es nicht. Noch liegen die zwölf Monate vor uns, unbeschrieben wie leere Papierblätter.

Der Neujahrstag ist kein Tag wie jeder andere – es ist ein besonderer Tag, an dem wir uns besondere Gedanken machen. Neujahrsvorsätze sind weit verbreitet – das Gefühl, ich darf nochmal neu anfangen, ist am Neujahrstag besonders stark. Auf der anderen Seite ist es aber ein Tag wie jeder andere auch – die Unterbrechung des Alltäglichen ist eigentlich nur in unseren Gedanken vorhanden.

Wie schauen Sie auf das Neue Jahr, mit welchen Gefühlen und Gedanken beginnt ihr das Neue Jahr?
  • Überwiegt eher die Sorge? Befürchten Sie schlimme Erlebnisse?
  • Oder überwiegt eher die Vorfreude?
  • Freuen Sie sich auf schöne Momente?
Mir geht seit Anfang Dezember das Jahresmotto unseres Kirchenkreises nicht aus dem Kopf: Werfet euer Vertrauen nicht weg – so lautet es und fordert mich auf, voller Zuversicht und Vertrauen in die Zukunft zu schauen.

Was ist eigentlich Vertrauen?

Mir fallen viele ähnliche Worte ein: Vertrauen, Zutrauen, sich trauen, die Trauung, zutraulich, vertraulich, Misstrauen, vertrauensbildend, vertrauenerweckend, vertrauenswürdig. Jemanden betrauen mit einer Aufgabe, anvertrauen, hinaustrauen, heimtrauen.
Trauung, Trauschein, Trauzeuge.
Misstrauensantrag.
Traute haben.
Trautes Heim, Glück allein.
Vertrauensbasis, Vertrauensbeweis, Vertrauensperson, Vertrauensvorschuss.
Du bist zu vertrauensselig.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Trau dich doch!

Das Wort Vertrauen geht auf das gotische trauan zurück, es gehört zu der Wortgruppe um „treu“, was soviel wie stark, fest, dick bedeutet.

Vertrauen ist ein Phänomen, das in unsicheren Situationen auftritt. Wer sich einer Sache sicher sein kann, braucht ja kein Vertrauen. Vertrauen benötigt eine Grundlage, die Vertrauensgrundlage. Das könnten z.B. Erfahrungen sein. Wenn ich immer erlebt habe, dass der Bus pünktlich kommt, dann werde ich auch am kalten Morgen kurz vor planmäßiger Ankunft des Busses nicht verzweifeln, sondern mich darauf freuen, dass er gleich um die Ecke biegen wird und meinem Warten ein Ende macht. Ich kann darauf vertrauen, dass der Bus kommt, weil ich es schon oft selbst erlebt habe. Mein Vertrauen stützt sich auf meine Erfahrung.

Vertrauen kann auch entstehen, wo mir jemand von seinen Erfahrungen erzählt. Das erlebte Vertrauen der anderen Person kann sich auf mich übertragen. Im Beispiel mit dem Bus könnte es sein, dass mit mir an der Bushaltestelle jemand steht, der täglich mit diesem Bus zur Arbeit fährt. Wenn dieser Mensch beobachtet, wie ich immer wieder nervös nach dem Bus Ausschau halte, wie ich auf die Uhr gucke und zum wiederholten Mal den Fahrplan checke, dann könnte er mir erzählen, dass genau diese Buslinie eigentlich immer pünktlich kommt.

Jemandem sein ganzes Vertrauen zu schenken, kann sehr aufregend sein, z.B. das Vertrauen, das ein kleines Kind seinem Vater schenk, wenn es von oben herab in die ausgebreiteten Arme springt. Für beide ist dieses Erlebnis aufregend und schön – für das Kind, wenn es bemerkt, dass sein Vertrauen berechtigt war und es vom Vater aufgefangen wird – und natürlich für den Vater, dem das Vertrauen entgegengebracht wird, und der nun seinerseits alles daran setzt, dieses Vertrauen nicht zu enttäuschen.

Wie schon gesagt, unser Kirchenkreis hat den Bibelvers zum Jahresmotto für dieses Kirchenjahr ausgerufen: Werfet euer Vertrauen nicht weg (Hebr. 10, 35), (welches eine große Belohnung hat.)

Dazu gibt es ein Logo, über das man lange meditieren kann, und immer wieder wird man neues entdecken.

Mein erster Gedanke, als ich dieses Logo gesehen hatte, war: eine Kugel – vielleicht unsere Erde – ruht auf einer Hand. Gott hält uns fest – auch in diesen unsicheren Zeiten der Kriege und der Klimaveränderung. Wir können nicht tiefer fallen als in Gottes Hand.

Mein Zweiter Gedanke war: da steht ja eine Person auf dieser Hand. Ich erkenne den Kopf, die Arme sind ausgebreitet, wie zum Segnen. Sicher und fest sieht das aus, diese Person zeigt keine Unsicherheit. Von Gott getragen und gestützt, kann sie weitergeben, was sie von ihm empfangen hat – den Segen. Für mich wird das symbolisiert durch die drei kleinen Sternchen, die glitzernd und funkelnd aus der segnenden Hand erstrahlen.

Je länger ich das Bild anschaue, desto mehr entdecke ich. Ist das vielleicht gar keine Person, die da von der großen Hand gehalten wird? Es sieht eigentlich auch aus wie ein Schiff. Der Mast ragt an der linken Seite nach oben und weist zum Himmel. Dann sind die 3 Sterne am oberen Bildrand vielleicht die Orientierungspunkte am Nachthimmel. Wenn man nichts mehr sehen kann, wenn der Weg unsicher wird, dann helfen uns die Gestirne bei der Orientierung. Es sind genau 3 Sterne – vielleicht eine Andeutung auf den dreieinigen Gott, Vater, Sohn und Heiliger Geist? Sicherer als alle Sterne und als jedes GPS kann uns Gott den Weg durch die Zeit zeigen.

Das Boot, das andeutungsweise zu erkennen ist, erinnert an die Geschichten, die wir schon im Kindergottesdienst gehört haben: von der Seenot der Jünger, die mit dem Schiff unterwegs waren, als sich ein großer Sturm erhob, von Jesus, der mitten im Sturm ruhig und sicher schläft und erst von den Jüngern aufgeweckt werden muss. Nachdem Jesus den Sturm beruhigt hatte, fragte er die Jünger: Wo ist euer Glaube?

Die Frage war ja berechtigt, denn die Jünger waren ja nicht allein im Boot – Jesus war ja da, auch wenn er gerade mal geschlafen hatte. Gleichzeitig ist da immer noch die Hand, die das Boot trägt – was schadet ein Seesturm, was schadet ein Schiffbruch, wenn Gott das Meer ist? So könnte man fragen.

Einen dritten Gedanken zu diesem Logo möchte ich noch loswerden: das obere Kreissegment – in dem der Kopf der Person abgebildet ist, erinnert in der Form an ein Auge. Mit dieser Wahrnehmung entdecke ich, dass einerseits Gottes Hand mich, mein Lebensschiff, die ganze Welt hält und trägt, andererseits aber auch, dass Gott mich sieht, mein Lebensschiff, meine Fahrt durch das Meer der Zeit, das Treiben auf dieser Welt, ja, die ganze Welt. Mehr noch: Gottes Auge und Gottes Hand vervollständigen den Kreis – sie sind nicht außerhalb der Welt, sie sind Teil des Ganzen.

Werft euer Vertrauen nicht weg. Was für ein schönes Motto für das vor uns liegende Jahr. Ohne Vertrauen sieht die Zukunft düster aus. Ohne Vertrauen könnten wir keinen einzigen Schritt tun. Aber weil Gott uns sieht und hält, können wir voll Vertrauen in dieses Jahr gehen – und gelassen abwarten, was es uns bringen wird.

Geht gesegnet in dieses niegel-nagel-neue Jahr!
Monika


Samstag, 9. Dezember 2023

4 Kerzen

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost möchte ich mit euch eine Geschichte teilen, die ich irgendwo in den Tiefen des WWW gefunden habe. Ich will sie euch erzählen:

Es war ganz still im Zimmer, so still, dass man jedes kleine Geräusch hören konnte. Und so konnte man auch hören, was man sonst im Trubel der Tage einfach nicht wahrnimmt: die 4 Kerzen unterhielten sich. 4 Kerzen brannten hell und klar - auf dem Adventskranz vermutlich. 
Die erste Kerze sagte:
Ich heiße Frieden, ich leuchte für das gute Miteinander der Menschen. Aber langsam geht mir die Luft aus - es gibt ja gar keinen Frieden mehr in der Welt. Die Menschen sorgen nur für sich selbst. Sie setzen ihren Willen durch - egal, ob sie damit andere verletzen oder nicht. Das passiert im Kleinen, in der Nachbarschaft, im Kindergarten, in der Schule, bei der Arbeit, unter Kollegen, sogar unter Freunden. Das passiert aber auch im Großen - es werden Konflikte nicht mehr mit Worten bearbeitet, sondern es wird gleich zu Waffen gegriffen.
Ich heiße Frieden, aber zum Leuchten habe ich keine Kraft mehr. 
Man hörte so etwas wie ein tiefes Seufzen - und dann verlosch die Kerze.

Da sprach die zweite Kerze:
Ich heiße Glauben, ich leuchte dafür, dass die Menschen wissen: es gibt etwas jenseits des Offensichtlichen. Aber mir geht langsam die Luft aus: es gibt keinen Glauben in dieser Welt. Es zählt die Wissenschaft und der Beweis. Was sich nicht logisch erklären und beweisen lässt, das ist auch nicht da. Es gibt nur noch das, was vordergründig einfach zu erkennen ist. 
Ich heiße Glauben, aber zum Leuchten habe ich keine Kraft mehr.
Und auch die zweite Kerze seufzte tief auf - und verlosch.

Da sprach die dritte Kerze:
Ich heiße Liebe, ich leuchte dafür, dass die Menschen mehr sehen als sich selbst. Aber mir geht langsam die Luft aus: es gibt kaum noch Liebe in dieser Welt. Jeder sieht sich selbst und sorgt für sich selbst - wie es den anderen dabei geht, scheint egal zu sein. Was mir selbst nicht nützt, ist nichts wert.
Ich heiße Liebe, aber zum Leuchten habe ich keine Kraft mehr.
Und damit seufzte die dritte Kerze tief auf - und verlosch.

In diesem Moment kam ein Kind in das Zimmer. Es sah die drei erloschenen Kerzen und war ganz erschrocken: Was tut ihr denn?, fragte es. Ihr sollt doch leuchten, ihr könnt doch nicht einfach ausgehen!
Und das Kind fing an zu weinen.
Da sprach die vierte Kerze:
Weine nicht. Ich heiße Hoffnung, und solange ich brenne, können wir auch die anderen Kerzen wieder entzünden.
Da wischte sich das Kind die Tränen aus den Augen. Es nahm die letzte noch brennende Kerze, die Hoffnung, in die Hände und entzünde mit der Flamme vorsichtig die anderen drei Kerzen.
Da brannten sie wieder und erleuchteten ihre Welt: der Friede, der Glaube, die Liebe und die Hoffnung!

Möge euch die Hoffnung nie erlöschen
Monika