Diese imposante Sonnenblume steht in unserem Garten! |
Dann also virtuell!
Ich habe ein Gedicht gefunden, das möchte ich mit ihnen und euch teilen: Manchmal wäre ich gerne Superheldin.
Mit Superkräften, Superhirn und Super-Empathie.
Mit Superideen, Super-Organisation und Super-Energie.
Manchmal wäre ich gerne Superheldin.
Die immer die richtigen Worte findet.
Immer eine Lösung parat.
Ein offenes Ohr für alle und alles.
Ein Herz aus Gold mit tausend Karat.
Manchmal wäre ich gerne Superheldin.
Immer edel, hilfreich und gut.
Eine, die niemals Neid oder Zorn empfindet.
Eine, die immer weiß, was sie tut.
Super-gläubig, immer gut drauf,
super-kommunikativ, immer früh auf,
ökologisch nachhaltig, stets konsequent,
zu jeder Zeit wortgewaltig, super-eloquent.
Niemals kleinlich, niemals hitzig,
niemals peinlich, immer witzig.
Selbstlos gebend,
vorbildlich lebend,
nach Höherem strebend,
weltbewegend.
Manchmal wäre ich gerne Superheldin.
Leider war dieses Gedicht im Web nicht mit einer Autorin versehen – ich hätte sie gerne genannt, denn ich fühle mich angesprochen durch dieses Gedicht. Das, was sie hier als superheldenhaft beschreibt, das möchte ich auch gern sein.
Empathisch, ideenreich, organisiert und voller Tatendrang – so sähe ich mich gerne. Oder auch wortgewandt, hilfreich, gut und gelassen – das wäre ich auch gerne. Und ebenfalls gläubig, gut gelaunt, kommunikativ, dabei bewusst und achtsam lebend, großzügig und selbstlos. Ja, ich finde mich wieder in diesen Idealen.
Eigentlich wird hier nur die Basis eines guten Miteinanders beschrieben. Eigentlich sind alle diese Fähigkeiten und Eigenschaften selbstverständlich. So möchte ich behandelt werden und so möchte ich selbst andere behandeln.
Und dennoch beschreibt die Autorin dies als Superkräfte.
Also gut, dachte ich – versuche ich doch mal eine Andacht zum Thema „Superkraft“.
Also habe ich im Internet gegoogelt – ich mag gerne schöne Sprüche, Gedichte, oder Geschichten. Gefunden habe ich etliche Sprüche zum Thema Superkraft:
„Ich nähe – was ist deine Superkraft?“
Oder auch: „Ich koche – was ist deine Superkraft?“
Es scheint einfach ersetzbar zu sein…
Ich fand aber auch andere Formulierungen:
Meine geheime Superkraft ist: Namen vergessen, noch während sich jemand vorstellt.“
Oder auch: „Ich kann Bargeld in Kassenbons verwandeln.“
Oder: „Multitasking – gleichzeitig unendlich viele Dinge aufschieben und dabei noch auf dem Sofa liegen bleiben.“
Okay, das führt alles nicht sehr weit, dachte ich.
Dann fand ich noch einen Spruch: Keiner ist wie du – das ist deine Superkraft.
Das wäre natürlich ein guter Aufhänger für eine Andacht – ich habe mich mittlerweile aber leicht frustriert umentschieden und habe mich mal in unserem Garten umgesehen. Mich lächelten ein paar Sonnenblumen an.
Mache ich also vielleicht lieber eine Andacht über die Sonnenblumen, dachte ich.
Sie strahlt mit der Sonne um die Wette |
Eigentlich ist die Sonnenblume die Superblume unter den Sommerblumen: sie ist nicht nur schön anzusehen, sondern sie hat auch essbare Kerne in Hülle und Fülle: wir essen sie in Müsli, im Brot oder als Snack. Sie sind als Knabberei viel gesünder als Chips. Aus den Kernen kann man Öl zum Kochen, Braten und Backen gewinnen, oder zur Herstellung von Margarine. Das Öl steckt dann wieder in den beliebten Chips, aber auch im Pfannkuchen, wenn er mit Öl ausgebacken wird oder im Kuchen oder in der Mayonnaise. Und alle Kerne, die wir Menschen nicht essen, werden von den Vögeln oder den kleinen Nagetieren gefunden. Die Sonnenblume ist wirklich eine Superblume!
Sie ist auch noch in anderer Hinsicht eine Superblume:
Ich kenne kaum eine andere Pflanze, die es schafft, innerhalb von so wenigen Sommermonaten zu solch riesengroßer Pracht heranzuwachsen! Was für eine unbändige Lebenskraft sich darin ausdrückt! Es genügt ein Sommer, um zu keimen, zu wachsen, zu reifen und sich weiter zu verschenken.
Die Energie für ihr enormes Wachstum zieht die Sonnenblume – wie alle anderen Pflanzen auch – aus Sonne, Regen und gutem Boden.
Aber dazu hat die Sonnenblume dann doch noch eine Superkraft:
sie weiß, wo das Licht ist.
Egal, ob die Sonne sichtbar ist oder nicht: die Sonnenblume richtet ihre Blüte nach der Sonne aus. Wenn wir also einmal einen wolkenverhangenen Himmel haben, müssen wir nur nach der Sonnenblume Ausschau halten, denn sie zeigt uns zuverlässig, wo gerade die Sonne steht. Sie wendet sich dem Licht zu, der Sonne. Die Blätter nehmen das Sonnenlicht und dessen Wärme auf. Sie wächst dem Himmel entgegen und nimmt das Licht des Himmels in sich auf.
Sonnenblumen streckten sich der Sonne entgegen. Sie brauchen Licht und Wärme zum Leben.
Sie halten ihr Gesicht in die Sonne – mehr müssen sie nicht tun.
Auch wir Menschen brauchen Wärme und Licht.
Auch wir Menschen genießen es, einfach mal so in der Sonne zu sitzen, und Sonne zu tanken, neue Energie zu empfangen. Nichts leisten müssen, einfach nur da sein.
Auch unsere Seele, der innere Mensch, braucht Wärme und Licht.
Wir haben Sehnsucht.
Nach Leben, nach Zufriedenheit, nach Orientierung.
Ohne Lebenshoffnung, ohne Zukunftshoffnung können wir nicht leben. Wenn keine Sonne da ist, nach der wir uns ausrichten können, lassen wir die Köpfe hängen.
Mich erinnert das an ein altes Kinderlied: Gottes Liebe ist wie die Sonne, sie ist immer und überall da. Streck dich ihr entgegen. Nimm sie in dich auf. Sie kann dich verändern, macht das Leben neu.
Das ist unsere Superkraft: wir dürfen uns Gott entgegenstrecken: im Gebet, in der Meditation. Einfach nur da sein vor Gott. Nichts tun müssen, ihn tun lassen.
Wissen und erfahren: er schaut mich freundlich an. Er lässt – wie der Segen sagt – sein Antlitz über mir leuchten.
So dürfen wir Kraft und Wärme finden zum Wachsen und Reifen – und vielleicht auch, um irgendwann Früchte zu tragen.
Zum Abschluss dieser Sonnenblumen – Andacht möchte ich noch eine Strophe aus dem Anfangsgedicht zitieren:
Und manchmal bin ich ´ne Superheldin,
schaffe mehr, als ich denk,
kann über mich selbst lachen
und vertrauen, dass ein Anderer lenkt.
Kann einen Menschen trösten und den nächsten umarmen,
und dem dritten erzählen von Gottes Erbarmen.
Kann weinen und lachen und hoffen für die Welt –
Weil ich weiß: dass Gott sie und uns alle
Zeitlebens in seinen Händen hält.
Und - was ist eure Superkraft?
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