Noch ist der Strand leer - nur der Sand wurde schon weiter nach oben geschoben, damit er nicht vom nächsten Sturm weggespült wird. |
Alle Jahre wieder - genau in dieser kleinen Zeitspanne zwischen den Hamburger Frühlingsferien und dem Beginn der allgemeinen Osterferien in ganz Deutschland - sieht man sie auf unseren Straßen rollen: die Strandkörbe! Sie werden aus ihrem Winterquartier geholt und nach einem genauen Plan auf dem Strand verteilt. Noch ist unser Strand leer - aber schon sehr bald, spätestens zum Beginn der Osterferien, wird man die ersten Strandkörbe hier sehen.
Das Foto ist schon ein paar Jahre alt - aber so kennen wir den Wyker Strand: die Strandkörbe stehen in Reih und Glied und warten auf die Urlauber. |
Ich selbst bin ein wenig zwiegespalten, was Strandkörbe angeht: einerseits finde ich es schade, dass die vielen Strandkörbe den Zugang zur Wasserkante versperren und den freien Blick auf das weite Meer durch ihre bunten Farben ablenken.
Andererseits weiß ich genau, dass ich als Urlauberin mir ebenfalls einen Strandkorb mieten würde - es ist einfach schön und bequem, so im Strandkorb zu sitzen und den Urlaub zu genießen.
Jeder Mensch hat Zufluchtsorte – und jeder hat einen anderen. Ab und zu brauchen wir einen solchen Ort des Rückzuges, wenn es uns nicht so gut geht, wenn wir etwas bedenken wollen, wenn wir vielleicht einfach mal nur allein sein wollen.
Ein Strandkorb gehört zum Urlaubsfeeling dazu.
Ich weiß nicht mehr, woher der folgende kleine Text stammt - ich habe ihn in meinen gesammelten Unterlagen für Andachten gefunden:
Für mich erfüllt der Strandkorb eine ähnliche symbolische Bedeutung, wie ich sie aus den ersten Worten von Psalm 91 kenne:
Mein Strandkorb
Der Strandkorb –
die Heimat am Strand.
Ein Korb, der mir gehört,
wenigstens für die Zeit meines Urlaubes
Ein Ort, der Schutz bietet
vor Sonne oder Wind
oder neugierigen Blicken
Ein Ort, der zum Entspannen einlädt.
Der Strandkorb –
der uns ein Stückchen zu Hause bietet,
das wir in der Fremde suchen,
ein Gefühl von Zugehörigkeit,
ein wenig Rückzug,
ein bisschen Heimat,
das wir uns einrichten und verteidigen
nach dem Motto: „My home ist my castle“
“Hier bin ich zu Hause”
„Hierhin ziehe ich mich zurück.“
Der Strandkorb –
die Suche nach Sicherheit, Geborgenheit und Heimat
und für Kinder der Ausgangspunkt für ein kleines Abenteuer –
ob Wellenreiten, Drachensteigen oder Burgen bauen –
es gibt einen Ort, wo Mama und Papa auf sie warten
Ein Ort, wo sie die Sicherheit und Geborgenheit einer geliebten und vertrauten Person finden,
wo sie wieder zu Kräften kommen können,
bevor es wieder weiter geht.
Wer unter dem Schirm des Höchsten sitzt und unter dem Schatten des Allmächtigen bleibt, der spricht zu dem Herrn:
Meine Zuversicht und meine Burg, mein Gott, auf den ich hoffe. (Ps. 91, 1-2)
Ein kleines bisschen Zuversicht, ein kleines bisschen Sicherheit, ein kleines Stückchen Heimat am fremden Ort - all das kann Gott uns geben.
Aber: alle Strandkörbe stehen gemeinsam an einem sehr öffentlichen Ort. Die Rückzugsmöglichkeiten im Strandkorb sind eher psychologischer Natur. Der Strand ist und bleibt öffentliches Gelände. So auch der Glaube: er birgt in sich immer auch eine öffentliche Komponente. Wir kommen zusammen, um unseren Glauben zu feiern - am Sonntag im Gottesdienst in der Kirche oder heute morgen um 8 Uhr auf diesem Blog.
Ich kann diese Gedanken nicht abschließen, ohne auch an die Menschen in der Ukraine zu denken, die gerade jetzt vermutlich alles dafür geben würden, irgendwo einen Ort der Ruhe zu finden ohne Bedrohung durch russische Bomben und Panzer. Ein Strandkorb reicht dafür nicht aus - und auch die vermeintlich sicheren Häuser in den ukrainischen Städten werden gerade zu Schutt und Asche zerbombt.
Mir fehlen die angemessenen Worte dafür - ich wünsche den Flüchtenden und denen, die zurückbleiben und ihr Land und ihre Freiheit verteidigen, dass sie hier und da Geborgenheit erleben, wo sie sie nicht vermuten würden.
Es grüßt euch herzlich von der sonnigen schönen Insel Föhr!
Monika |
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