Herzlich Willkommen auf meinem Blog

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Mittelbrücke auf Föhr - seit 2023 ist sie leider Geschichte

Samstag, 18. September 2021

Zieht die Schuhe aus - der Hund braucht was zum Kauen!

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost teile ich mit euch meine Gedanken übers Barfuß-Laufen. Dazu hatten wir auch eine Morgenandacht Ende August. Da war das Wetter auf jeden Fall noch fürs Barfuß-Laufen geeignet - mittlerweile ist es auf der Insel ganz schön herbstlich. Aber fürs Barfußlaufen am Strand ist es ja eigentlich erst im Winter zu kalt, oder? Und überhaupt: unser kleiner Hund nagt gerne an Schuhen - also bieten wir ihm mal was an!

Gerade hier an der Nordsee, am Strand, macht das Barfuß-Laufen richtig Spaß. Aber ihr könnt es auch zu Hause mal ausprobieren. Verschiedene Untergründe senden unterschiedliche Botschaften an eure Füße! Weiches, grünes Gras unter den Füßen kitzelt. Es fühlt sich sanft und sicher an.

Läuft man dagegen über Stein, kommt es auf die Art an. Ist es ein glatter Untergrund, fällt das Laufen leicht und ist angenehm. Vielleicht ist der Stein kühl oder sogar ein wenig feucht vom Regen des Vortags. Ist der steinige Boden unregelmäßig voller Kiesel oder sehr uneben, so kann das Laufen darauf schnell schmerhaft und ungemütlich werden.

Im trockenen Sand fällt uns das Laufen schwerer, da der Sand unter dem Gewicht unseres Körpers schnell nachgibt. Das Einsinken ist unvermeidlich. Trotzdem bewegen wir uns gerne am Strand. Vielleicht, weil der Sand eine ungewohnte Berührung an den Füßen ist. Vielleicht, weil man auf dem Weg, wenn man ganz achtsam ist und die Augen offenhält, schöne Muscheln und Steine entdecken kann. Oder vielleicht, weil das Watt nur einen Möwensprung entfernt ist.

Das Watt bietet für das Barfußlaufen eine sehr breite Palette an Untergründen. Zu Beginn befindet sich das festere, federnde Watt. Geht man weiter hinein, umso nasser wird der Boden, auf dem man sich befindet. Natürlich gibt es auch die Schlammlöcher, bei denen sich die Geister spalten. Manch einer liebt es, einzusinken und den Füßen ein Schlammbad zu gönnen. Andere wiederum quieken nur und suchen schnell das Weite, bevor sie auch nur eine Sekunde länger sinken. Und manchmal - vor Föhr sehr selten - gibt es Quicksand, in dem man einfach so komplett einsinken kann.

Mich erinnert das Barfuß-Laufen an eine Geschichte aus der Bibel:

Mose aber hütete die Schafe Jethros, seines Schwiegervaters, und trieb die Schafe über die Steppe hinaus und kam an den Berg Gottes, den Horeb.

Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde. Da sprach er: ich will hingehen und die wundersame Erscheinung besehen, warum der Busch nicht verbrennt. Als aber der Herr sah, dass er hinging, um zu sehen, rief Gott ihn aus dem Busch und sprach: Mose, Mose!

Und er sprach: Hier bin ich.

Gott sprach: Tritt nicht herzu, zieh deine Schuhe von den Füßen, denn der Ort, darauf du stehst, ist heiliges Land! Und er sprach weiter: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs.

Und Mose verhüllte sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.

“Zieh deine Schuhe aus.”

Mose begegnet Gott - und muss zuerst seine Schuhe ausziehen. Es ist ein unspektakulärer Ort in einer kargen Landschaft: Sand, Staub, Steine und dorniges Gestrüpp, soweit das Auge reicht. Als Gott Mose anredet, ist es “Heiliges Land”.
Und “Heiliges Land” wird nicht mit Schuhen betreten.

Barfuß

das hat etwas von:
Es ist nichts mehr dazwischen,
es ist unmittelbar,
es berührt mich,
Ich trete so auf, wie ich bin
Ich verstecke mich nicht

Mit nackten Füßen macht Mose sich verletzlich. Geröll, Dornen und ein heißer Boden verhindern ein schnelles Laufen, sie erschweren eine Flucht. Der Mensch mit nackten Füßen stellt sich der Situation und wird im wahrsten Sinne geerdet.

Vielleicht sollten auch wir ab und zu mal die Schuhe ausziehen. Vielleicht sollten auch wir ab und zu mal uns barfuß der Welt stellen, über den Strand barfuß laufen oder über eine Wiese.

Dann könnten wir spüren, wie die Erde uns trägt. Wie sich die Fußsohlen in den weichen Sand bohren. Wir würden die Steinchen und Muscheln unter unseren Füßen spüren – und wir würden vorsichtiger auftreten – viel vorsichtiger!

Vielleicht würden wir dann nicht so viel Lebensraum auf unserer Welt zerstören – mit dicken Wanderschuhen tappen wir achtlos über Geröll und zarte Pflanzen – ohne Schuhe treten wir vorsichtig auf. Die weichen Fußsohlen passen sich dem Untergrund an – eine Pflanze unter unseren Füßen wird nicht zertreten, sondern lediglich gebeugt und darf sich hinter uns wieder aufrichten.

Vielleicht sollten wir uns daran erinnern, dass jedes Stückchen Land im Grunde „Heiliges Land“ ist, das man einfach nicht mit Schuhen betritt.

Was wird wohl passieren, wenn wir ab und zu mal die Schuhe von unseren Füßen streifen und, vielleicht auch nur im Herzen, barfuß gehen?

Im Herzen barfuß

Wenn ich barfuß unterwegs bin, fühle ich die Wege.
Ich spüre ob der Weg steinig oder sandig ist.
Ich fühle ob das Gras nass oder trocken ist.
Wenn ich keine Schuhe trage vertraue ich mir, dass ich Wege gehe, die meinen Füßen keinen Schaden zufügen.
Meine Füße werden durch das barfuß gehen abgehärtet, aber sie werden auch empfindsamer.
Sie sagen mir, was ihnen gut tut, und auch was ihnen Schmerzen bereitet.
So stellen meine Füße und ich sich den täglichen Herausforderungen ohne Schutz.
So bin ich nun mal, und so fühle ich mich wohl.

Das alles sind Dinge, die ich auch meinem Herzen wünsche.
Ich möchte, dass mein Herz empfindsam ist und fühlt, wo es helfen kann.
Ich möchte, dass mein Herz abgehärtet ist, dort wo es nötig ist.
Ich möchte meinem Herzen vertrauen und mit ihm die richtigen Wege gehen.
Ich möchte mein Herz offen und ohne unnötigen Schutz der Welt präsentieren.
Ich möchte mein Herz nicht verkleiden oder verstellen, um andern zu gefallen.
Ich möchte mit meinem Herzen Spott und Unverständnis ertragen können.
Weil so wie ich bin, bin nur ich.

(https://www.barfussblog.de/author/erich-dietloff )

Gebet

Gott,
du weißt,
wo mich der Schuh drückt.
Lass meine Sorgen und Ängste stumm werden,
damit ich dich hören kann.
Lass mich den Weg finden,
auf dem ich gehen kann.
Sei meines Fußes Leuchte.
Amen

In diesem Sinne: zieht die Schuhe aus - der Hund braucht was zum Knabbern! 😏

Liebe Grüße

Monika

 

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