Ganz schön mies... die Superheldin Miesmuschel!

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost erzählt euch Alina etwas von einer ziemlich coolen Muschel . Ihr Name klingt zwar erstmal nicht so freundlich, doch sie ist eine echte Superheldin im Meer und hält das Wasser schön sauber - die Miesmuschel.

Sie trägt diesen Namen nicht, weil sie mies drauf ist oder mies zu anderen Tieren ist… Das norddeutsche Wort Mies bedeutet Moos. Und die Miesmuscheln bewachsen ganze Flächen des Wattbodens, wie eben der Moos eine Wiese oder einen Wald.

im linken Glas sind drei Miesmuscheln im schmutzigen
Meerwasser, im rechten ist nur schmutziges Meerwasser.
Auf dem nächsten Bild siehst du, wie die Gläser nach
10 Minuten aussehen!

Die Miesmuschel ist die einzige Muschel, die oberhalb des Wattbodens lebt. Um nicht weggespült zu werden, heftet sie sich mit speziellen Eiweiß-Byssusfäden an den Boden, an andere Muscheln oder an Pfähle im Hafen. Die blau-schwarze Muschel kann bis zu 10 cm groß und 10 Jahre alt werden.

Wusstest du, dass es die Miesmuschel nicht nur hier bei uns in der Nordsee gibt? Sie hat sich bis in die Ostsee und in Flüsse wie die Elbe ausgebreitet. Dort sind sie allerdings viel kleiner, da sie viel Energie aufbringen müssen, um den niedrigeren Salzgehalt in den Gewässern auszugleichen.

Die Miesmuschel kann sich sogar im Wasser fortbewegen. Dazu legt sie einen ihrer speziellen Eiweißfäden aus und verkürzt ihn wieder, ähnlich wie bei einem Klimmzug! Und wenn’s mal schneller gehen soll, zerreißt sie einfach ihre verankerten Byssusfäden und lässt sich mit den Wellen forttragen, bis sie wieder einen schönen Platz zum Leben findet.
Und den findet sie oft bei anderen Miesmuscheln. Dann können sich schonmal einige hundert Miesmuscheln auf einem Quadratmeter tummeln. Diese sogenannten Miesmuschelbänke bieten aber einen tollen Lebensraum für bis zu 100 verschiedenen Arten von Lebewesen, wie kleinen Würmern, Krebsen oder Fischen.

Nach 10 Minuten haben die 3 Miesmuscheln im linken
Glas das gesamte Wasser geklärt! Rechts sieht man immer
noch schmutzig-braunes Meerwasser ohne Muscheln.

Zum Essen und Atmen klappt die Miesmuschel ihre Muschelhälften auf und filtert dann aus dem Wasser Sauerstoff und Nährstoffe heraus. Sie „atmet“ das Meerwasser durch den einführenden Sipho ein und stößt es durch den ausführenden Sipho aus. Dabei filtert sie zehn bis zwanzig Liter Wasser am Tag und somit das gesamte Wasser des Wattenmeeres in etwa einer Woche! Allerdings muss man dazu sagen: sie bekommt Hilfe von der Herzmuschel!

Beim Filtern werden Plankton, Bakterien und andere organische Stoffe von einer Schleimhautschicht zurückgehalten und zum Verdauungstrakt weitergeschickt. Genau wie wir Menschen muss auch die Miesmuschel irgendwann aufs Klo… Sie scheidet, wie gesagt, aber auch das saubere, gefilterte Wasser aus, wie eine Kläranlage.

schematische Darstellung: so filtert die Miesmuschel
das Meerwasser
Zeichnung: Alina Sander

Doch mit dem Meer- oder Flusswasser nimmt die Muschel auch viele Schadstoffe auf, die sie in ihrem Gewebe anlagert. Das kann im schlimmsten Fall zum Tod der Muschel führen. In den letzten Jahrzehnten hat die Miesmuschelpopulation in unseren Gewässern schon um 90 Prozent abgenommen, durch Schadstoffe im Wasser, Schleppnetzfischerei und Sandabbau. Und weil das nicht so weitergehen kann, gibt es inzwischen verschiedene Projekte, in denen Miesmuscheln in bestimmten, abgetrennten Bereichen gezüchtet werden, um die Meere sauber zu halten.

Also: Diese Muschel ist ganz und gar nicht mies, sondern eine echte Powermuschel!

Liebe Grüße von der schönsten Insel der Welt!