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Nirgends ist der Himmel so schön grau wie im Norden! |
von Joachim Ringelnatz: Sommerfrische
Zupf dir ein Wölkchen aus dem Wolkenweiß,
Das durch den sonnigen Himmel schreitet.
Und schmücke den Hut, der dich begleitet,
Mit einem grünen Reis.
Verstecke dich faul in der Fülle der Gräser.
Weil`s wohltut, weil`s frommt.
Und bist du ein Mundharmonikabläser
Und hast eine bei dir, dann spiel, was dir kommt.
Und lass deine Melodien lenken
Von dem freigegebenen Wolkengezupf.
Vergiss dich. Es soll dein Denken
Nicht weiter reichen als ein Grashüpferhupf.
Joachim
Ringelnatz (1883-1934)
Über die Wolken, Teil 1:
Wolken
bestehen allesamt aus Ansammlungen von sehr feinen Wassertröpfchen oder
Eiskristallen.
Sie
entstehen, wenn Wasserdampf aus der Luft zu Wassertropfen kondensiert.
Wenn Luft
in große Höhen aufsteigt und dabei abkühlt, kondensiert der in ihr enthaltene
Wasserdampf, kleine Wassertropfen entstehen. Für eine Wolke braucht es Millionen von kleinsten Wassertröpfchen.
Schaut
man jedoch genau hin, lassen die Wolken sich unterscheiden. Es gibt drei
Oberkategorien: Als Stratus-Wolken bezeichnet man geschichtete Wolken, die
verzerrten Schleierwolken heißen Cirrus-Wolken und die Haufenwolken sind
sogenannte Cumulus-Wolken.
Meine
liebsten Wolken sind die Cirrocumulus-Wolken – wir nennen sie im Volksmund auch
Schäfchen-Wolken. Diese sehr kleinen, einzelnen Wolken erinnern jedes Mal an
eine Herde flauschiger, weißer Schafe.
Stundenlang
könnte ich am Strand liegen, den Sand durch meine Finger rieseln lassen und den
Wellen zuhören. Dabei die vorbeiziehenden Wolken zu betrachten, gibt mir ein
Gefühl von Ruhe und Zufriedenheit. Ich kann entspannen und mich meinen
Tagträumen überlassen.
Vor allem
fasziniert mich das immerwährende Weiterziehen der Wolken. Es kommen immer neue
Wolken nach – und auch in meinem Leben wird es weitergehen – irgendwie.
Doch der Anblick dieser scheinbar harmlosen, plüschigen Schäfchenwolken hat auch seine Schattenseiten: diese hübschen weißen Himmelssegler sind nämlich oft die Vorboten eines Wetterwechsels. Auf die Schäfchenwolken folgen häufig regenbringende Schauer- und Gewitterwolken.
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Da braut sich ganz schön was zusammen! |
Über die Wolken, Teil 2
Auf die
hübschen und harmlosen Schäfchenwolken folgen oftmals rasch die Nimbostratus-
und Cumulonimbus-Wolken – umgangssprachlich nennen wir sie Regen- und
Gewitterwolken. Sie treten schnell auf und sind meist genauso schnell wieder
verschwunden. Was sie mitbringen, ist eine düstere und bedrohliche Stimmung,
sie machen uns traurig und lösen Angst und andere negative Gefühle aus.
Allerdings wirkt ein Gewitter auch durchaus reinigend: danach ist die Luft wieder klar, die größte Hitze hat sich verzogen, und man kann wieder frei atmen. Es fühlt sich an wie ein kleiner Neuanfang.
Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen kann ein Streit wie so ein reinigendes Gewitter wirken. Danach sind die Fronten meist wieder geklärt. Wir sind dann erleichtert, die Luft ist klar und wir können weiter machen.
Wolken in der Bibel
Ich erinnere noch einmal an den Anfang unserer Überlegungen: Wolken bestehen aus unzähligen kleinsten Wassertröpfchen, die sich zu einer Wolke zusammenballen. Im Prinzip befinden wir uns mittendrin – von unsichtbar kleinen Wassertröpfchen umgeben, die je nach Wetterlage in Form von Wolken erscheinen oder auch nicht. Auch die Erscheinungsformen sind unendlich vielfältig – keine einzelne Wolke gleicht einer anderen, auch wenn man sie grob in Kategorien zusammenfassen kann.
Wolken sind in der Bibel ein häufiges Symbol für die Gegenwart Gottes. So offenbarte Gott seine Gegenwart beim Auszug aus Ägypten in einer Wolkensäule am Tag und in der Nacht in einer Feuersäule. Nachdem der Tempel gebaut wurde, erfüllte die Wolke des Herrn das Haus, so dass die Priester ihren Dienst nicht verrichten konnten.
Auch im
Neuen Testament spielen Wolken eine große Rolle. So spricht Gott auf dem Berg
der Verklärung zu einigen der Jünger aus einer Wolke die Worte: Dies ist mein
lieber Sohn, auf ihn sollt ihr hören. (Lk. 9, 34-35)
In der
Geschichte von Himmelfahrt wurde Jesus von einer Wolke aufgenommen (Apg. 1, 9).
Die ersten Christen erwarteten eine Zeit der Entrückung, bei der die toten und
lebendigen Christen in Wolken dem Herrn entgegen gerückt werden sollen. (1.
Thess. 4, 17).
Dieser eine Satz atmet Weite und Freiheit.
Gottes Güte ist allumfassend, wie die Wolken, die uns umgeben und in vielfältigsten Formen erscheinen. Gottes Wahrheit ist weit – so weit wie die Wolken gehen. Auch wenn ich selbst das Gefühl haben sollte, in einer Sackgasse gelandet zu sein: es wird weiter gehen – wie die Wolken weiterziehen, sich ausregnen und aus dem kondensierten Wasserdampf neu formieren.
Und das
will ich mir merken aus dieser Andacht:
dass es
immer wieder weitergeht – auch wenn der Horizont nach Weltuntergang aussieht,
auch wenn die Wolken drohend und schwarz sich über meiner Seele zusammenziehen.
Oder auch, wenn Trockenheit mein Leben bedroht, wenn nicht mal eine kleine
schattenspendende Wolke am Himmel steht und meine Seele bewässert – so ist doch
Gottes Güte da – so weit wie der Himmel ist und so weit wie die Wolken gehen.
Möge Gott euch umgeben - von allen Seiten, wie die Wolken unsichtbar immer da sind!
Monika |
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