Die 3. Corona-Welle rollt auf uns zu und vielleicht sogar über uns hinweg, die Regierungen von Bund und Ländern wirken hilflos angesichts all der Probleme, die es zu bewältigen gilt. Das erfüllt natürlich eher mit Sorge als mit Freude.
Wie es genau bei euch zu Hause im privaten Bereich aussieht, weiß ich natürlich nicht - aber: die ungewisse Schulsituation nagt an den Nerven von Kindern und Eltern, die vermehrte Arbeit zu Hause in Form von Homeschooling und Homeoffice erschwert das Trennen von Beruf und Freizeit - und damit auch das so notwendige Abschalten zwischen den einzelnen Lebensbereichen. Und gleichzeitig steht für viele Menschen die wirtschaftliche Existenz auf der Kippe: durch Kurzarbeit oder Berufsverbot fehlen die regelmäßigen Einnahmen - und irgendwann sind die Rücklagen ja auch mal zusammengeschrumpft.
Und trotzdem (gerade deshalb?) möchte ich mit euch über die Freude reden.
Weise Menschen haben schlaue Sprüche über die Freude gesagt oder geschrieben:
Das Lächeln, das du jemandem schenkst, kehrt zu dir zurück.
Indisches Sprichwort
Indisches Sprichwort
Die schönste Freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet.
Antoine de Saint-Exupery (1900-1944)
Die Seele ernährt sich von dem, worüber sie sich freut.
Augustinus von Hippo (354-430)
In jede hohe Freude mischt sich eine Empfindung der Dankbarkeit.
Marie von Ebner Eschenbach (1830-1916)
Mach anderen Freude! Du wirst erfahren, dass Freude freut.
Friedrich Theodor Vischer (1807-1887)
Wer keine Freude an der Welt hat, an dem hat die Welt auch keine Freude.
Berthold Auerbach (1812-1882)
Was denkst du denn über die Freude?
Stell dir vor, du solltest ein Bild malen. Der Titel des Bildes heißt: Freude.
Du hast alle Freiheiten, dieses Bild zu gestalten - als gegenständliche Malerei, als abstrakte Farbkomposition, oder auch mit modernen Medien als Videobotschaft oder wie auch immer. Auch Nicht-Malen-Können ist ausgeschaltet - in dieser Vorstellung kannst du alles umsetzen, was du möchtest.
Wie also malst du Freude?
Ich habe vor einigen Jahren meine Mitarbeitenden gefragt, wie sie ein solches Bild malen würden. Hier die Antworten:
Wenn ich die Freude malen müsste, würde ich einen Menschen malen. Der Mensch springt hoch, seine Arme und Beine sind von ihm gestreckt. Vielleicht hat er gerade beim Fußball ein Tor geschossen. Er freut sich, er hat das Ziel erreicht. Er ist nicht alleine mit seiner Freude. Die Mannschaft und die Zuschauer freuen sich mit. Er hat Freude. Er gab Freude und er bekommt Freude zurück.
Wenn ich die Freude malen müsste, wäre das Blatt voller bunter Farben. Helle, warme und freundliche Farben. Die Farbe der Sonne, etwas grün aus der Natur und viel rot, orange und rosa, aus Wasser- und Aquarellfarben. Mein Bild der Freude hat keine feste Form oder Figur, sondern ist einfach nur bunt.
Wenn ich die Freude malen müsste, würde ich einen blühenden Baum malen. Ein kleines Mädchen mit wehenden Zöpfen und flatterndem Kleid sitzt auf einer Schaukel, die in diesem Baum hängt und lacht und schaukelt, so hoch, dass die Fußspitzen schon die Blüten des Baumes streifen.
Und wie malst du? Bevor du weiter liest: stell dir dein Bild der Freude genau vor. Male es in Gedanken, so wie es für dich passend und gut ist. Nimm dir einfach mal die Zeit dafür, diese Fantasie zu entwickeln.
Und wenn du es in Gedanken fertig gemalt hast, dann pack es sorgfältig weg - dieses Bild namens Freude. Pack es in das Schatzkästlein deines Herzens, dahin, wo du die schönsten Erinnerungen und Momente deines Lebens aufbewahrst. Wir holen diese kleinen und großen Lebensschätze immer mal wieder heraus aus dem Schatzkästlein, wir betrachten sie, wir wischen den Staub von ihnen ab - und verstauen sie dann wieder sorgfältig.
Die Freude am Herrn ist eure Stärke
In der Bibel finden wir den Satz:
Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke. (Nehemia 8,10).
Nehemia erinnert uns mit diesem Satz daran, dass wir immer einen Anlass zur Freude finden können - denn Gott selbst will dieser Grund für uns sein. Wir brauchen uns nicht zu bekümmern. Die Sorge um Corona und Inzidenzen, die Sehnsucht nach Verreisen und fernen Ländern, der Wunsch nach "echten" Treffen mit "echten" Menschen analog und nicht digital - all das kann uns vielleicht die gute Laune verderben.
Wenn dann irgendwann alles nur noch grau in grau erscheint, wenn uns Hoffnungslosigkeit überfallen will - dann könnte der Zeitpunkt gekommen sein, in unsrem Schatzkästlein nach dem Bild namens "Freude" zu suchen und uns daran zu erinnern, dass Freude und gute Laune zwei verschieden Dinge sind. Auch und gerade in dunklen Zeiten will uns Gott begleiten, mit uns gehen, uns tragen. Mit diesem Wissen wird nicht jeder Kummer vergehen, es wird sich nicht jede Not abwenden, schwierige Lebenssituationen werden sich dadurch nicht von selbst auflösen - aber wir dürfen daraus Stärke und Kraft gewinnen, um uns den schwierigen oder traurig machenden Lebenssituationen zu stellen.
Ich möchte euch noch einen Segen mit auf den Weg geben, der euch begleiten und stärken soll, wenn Freude nicht mal im Schatzkästlein des Herzen zu finden ist:
Gott gebe dir für jeden Sturm einen Regenbogen,
für jede Träne ein Lachen,
für jede Sorge eine Aussicht
und eine Hilfe für jede Schwierigkeit.
Für jedes Problem, das das Leben schickt,
einen Freund, es zu teilen,
für jeden Seufzer ein schönes Lied
und eine Antwort auf jedes Gebet.
So segne und begleite dich der dreieinige Gott,
der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Seid herzlich gegrüßt von der schönsten Insel der Welt, auf der Freude zur Zeit - wie in ganz Deutschland, ein rares, aber nicht unerreichbares Gut ist.
Eure Monika |
Danke für diesen tollen Denkanreger! :-) Besonders der Segen hat es mir angetan...
AntwortenLöschenUnd noch ein kleiner Gedanke, den ich gern teilen wollte:
Ich hab einen Freund, mit dem ich mich meistens auf Englisch unterhalte. Als ich ihm mal gesagt habe: "Oh, I am sad today", also "heute bin ich traurig", hat er mich korrigiert und gesagt: "No, you are FEELING sad, but you are not". Im Englischen wird also da ein Unterschied gemacht. Wir SIND nicht unsere Emotion, wir FÜHLEN sie. Ich fand das sehr schön, denn ich bin ja tatsächlich viel mehr als nur eine temporäre Empfindung. Ich bin mehr als einfach nur "traurig" oder "glücklich". Ich fand es irgendwie befreiend, mich so von den Gefühlen quasi zu lösen. Dadurch ist es auch ein bisschen einfacher, die Emotion zuzulassen und zu empfinden.
Hallo Lisa, eine wirklich wertvolle Ergänzung! Vielen Dank dafür!
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