Anziehend

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost erinnere ich mich an ein Spielzeug aus meinen Kindertagen - und teile mit euch meine Gedanken über die Magnetkraft.

Als ich Kind war, hatte meine Großmutter zwei kleine Hunde aus Plastik, einer schwarz, einer weiß. Ich mochte diese beiden kleinen Hunde, denn sie sahen so niedlich aus, mit ihren roten Halsbändern und den frechen kleinen Schwänzchen, die sie keck nach oben reckten. Stundenlang konnte ich damit spielen. Und besonders faszinierend war für mich, dass sich diese beiden Hunde entweder wie magisch angezogen haben, oder sich gegenseitig abgestoßen haben.

Diese Anziehungskraft der beiden kleinen Hunde habe ich als Kind natürlich überhaupt nicht verstanden. Später dann wurde mir klar, dass es sich dabei um Magnetspielzeug handelte.

Es ist die Anziehungskraft von Magneten, die fasziniert. Magnete haften an allen eisernen Gegenständen. Wenn es sich um leichte eiserne Gegenstände, wie z.B. Büroklammern oder Stecknadeln handelt, dann fliegen diese kleinen Dinge fast durch die Luft, um sich mit dem Magneten zu vereinen. Was für eine Anziehungskraft!

Dabei spielt neben der Kraft des Magneten auch noch die Entfernung zu den eisernen Gegenständen eine Rolle: je dichter der Magnet den Stecknadeln oder Büroklammern kommt, desto größer wird die Anziehungskraft.

Auch im mitmenschlichen Bereich kennen wir Anziehungskräfte.

Sympathie ist die sicherste und einfachste Art menschlicher Anziehung. Man kann viele Menschen jeder Art, jeden Alters und jeden Geschlechts sympathisch finden. Wir können sogar Menschen mögen, die wir im Grunde verurteilen oder denen wir um keinen Preis einen Gebrauchtwagen abkaufen würden! Häufig mögen wir einige Seiten einer Person und andere nicht.

Aber eins können wir nicht leugnen: es braucht schon eine gewisse menschliche Nähe zueinander, damit wir uns überhaupt anziehend finden können.

Haben zwei Menschen eine feste Bindung untereinander, dann ist es schwer, diese beiden wieder zu trennen – so wie zwei Magnete, die aneinander haften. Man kann sie nicht auseinanderziehen, sie haften zu stark aneinander.

Erst wenn man beide Magnete gegeneinander verschiebt, dann lösen sie sich widerwillig voneinander.

So lässt sich auch eine starke Bindung unter Menschen nicht einfach mit Gewalt auseinanderbrechen. Ein Beispiel für solch eine starke Bindung ist die Bindung zwischen Eltern und Kindern. Aber wenn sich schleichend die Positionen verschieben – dann ist die Trennung irgendwann auch kaum noch aufzuhalten. Ein Beispiel: da hat die Tochter plötzlich einen neuen Freund, der den Eltern irgendwie nicht so ganz passt. Je mehr die Eltern nun versuchen, die beiden auseinander zu bringen, umso fester werden diese zusammenhalten – wie zwei Magnete, die wir mit Gewalt trennen wollen. Erst, wenn sich zeigt, dass die beiden unterschiedliche Interessen haben, wenn sich das Anziehungsfeld langsam nach und nach verschiebt, dann können sich die beiden lösen und jeder kann eigene Wege gehen. Auch eine Liebesbeziehung oder eine Partnerschaft ist eine starke menschliche Bindung, die so leicht nicht zu trennen ist. Aber wenn sich andere Personen einschleichen, wenn einer der beiden fremd geht oder wenn sich die Partner mit sehr unterschiedlichen Themen beschäftigen und den Austausch darüber vergessen, dann können sich die Prioritäten langsam und unbemerkt verschieben – man lebt sich auseinander.

Wenn ich versuche, zwei Magnete der Länge nach aufeinander zu heften, dann funktioniert das nur in einer Richtung. In allen anderen Richtungen stoßen sich die Magnete ab und lassen sich auch mit großer Kraft nicht aneinander heften.

Ganz klar: das liegt an den Polen der Magnete: alle Magnete haben einen Nordpol und einen Südpol. Anziehend wirken nur die entgegengesetzten Pole. Zwei gleiche Pole stoßen sich ab, zwei verschiedene Pole ziehen sich an. Drehe ich also den Magneten um, dann kann es sein, dass derselbe Magnet, der gerade noch abstoßend gewirkt hat, auf einmal unglaublich anziehend ist!

So ist das auch mit menschlichen Beziehungen: es kann jederzeit irgendetwas passieren im menschlichen Miteinander, das uns umdreht, uns neu polarisiert – und wir stoßen einander ab. Oder finden uns auf einmal unglaublich anziehend!

Wann hast du die Anziehungskraft von Menschen erlebt? Wer war oder ist dir sympathisch? Wen findest du eher abstoßend – und könntest du dir vorstellen, dass sich deine Wahrnehmung auch mal umdrehen könnte? Dass du einen sympathischen Menschen von einer derart anderen Seite kennen lernst, dass du ihn abstoßend findest – oder umgekehrt: jemanden, den du eigentlich gar nicht magst, doch irgendwann anders einschätzt?

Wie ein Magnet wirkt Gottes Liebe – wie er zu Jeremia und sein Volk Israel sagte: Ich habe dich je und je geliebt – darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte. (Jer. 31, 3)

Wir können das sympathisch finden und uns möglichst nahe bei Gott aufhalten – dann werden wir von seiner Güte und Liebe angezogen und bei ihm gehalten.

Wir können uns aber auch umdrehen – ihm sozusagen den entgegengesetzten Pol zuwenden – und dann fühlen wir uns vermutlich eher abgestoßen und unverständig.

Wer sich zu Gott hält und an ihm Halt findet – den kann man so leicht nicht wieder davon trennen – so wie zwei Magnete, die längs aneinander haften. Nur durch minimale Verschiebung lässt sich diese Verbindung lösen, ein leiser Zweifel, irgendein Unverständnis, eine Krankheit, ein unverarbeiteter Schicksalsschlag – all das kann, muss aber nicht, mein Vertrauen in Gottes Nähe zum wanken bringen und mich trennen. Das liegt dann nicht an der mangelnden Haltekraft Gottes, sondern daran, dass sich meine Wahrnehmung dazu verschoben hat.

Ich habe auf YouTube ein wunderschönes Lied dazu gefunden, das ich gerne mit euch teilen möchte. Aus rechtlichen Gründen darf ich es nicht direkt auf diesem Blog teilen - aber ihr könnt es auf YouTube anschauen.

Möge Gottes Anziehungskraft stets stärker sein, als alle Kräfte, die uns wegziehen wollen!

Monika