Also, wenn ihr denkt, ich könnte euch jetzt mal kurz und knapp informieren, was es mit dem Valentinstag auf sich hat - dann habt ihr euch leider getäuscht. So einfach und eindeutig ist das nicht.
In Deutschland war der Valentinstag bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts komplett unbekannt. Erst nach dem zweiten Weltkrieg machten die in Deutschland stationierten US-Soldaten den Tag auch hierzulande bekannt. Und in den letzten ca. 15 Jahren - seit Mitte der 1990er Jahre, gewinnt der Valentinstag als Tag der Liebe auch bei uns in Deutschland zunehmend an Bedeutung (und fördert natürlich auch den Umsatz an Schokolade, roten Rosen und allen Arten von Herzen aus Plastik, Keramik, Pappe usw.).
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Es kursieren viele Ursprungsgeschichten über den Valentinstag, allerdings liegt der historische Ursprung tatsächlich im historischen Dunkel. Man kann es einfach nicht wissenschaftlich faktisch belegen, woher dieser "Feiertag" seinen Ursprung hat und was/wen man ursprünglich mit ihm feiern wollte.
Aber ist das denn wichtig?
Eigentlich ist es doch schön, wenn es einen Tag im Jahr gibt, an dem wir uns an die Liebe erinnern. Ob das nun auf einen frühchristlichen Märtyrer oder ein mittelalterliches Gedicht oder auf angloamerikanisches Brauchtum zurückgeht, ist doch eigentlich egal. Hauptsache, wir denken - gerade in unserer heutigen, oft egozentrierten und kommerzialisierten Gesellschaft doch ab und zu auch mal an jemand anderen als uns selbst.
Übrigens denkt man gerade in den angelsächsischen Ländern, aus denen die Tradition des Valentinstages ja zu uns herübergeschwappt ist, nicht nur an den Geliebten. Man verschickt Valentinskarten an Menschen, die man mag. Einfach mal so, nur um zu sagen: hey, du bist mir sympathisch, ich find dich klasse. Freundschaft und Zuneigung müssen ja nicht immer auch sexueller Natur sein.
Der diesjährige Valentinstag fällt übrigens zusammen mit dem Sonntag Estomihi (der Name leitet sich ab von einem Psalmvers: Sei mir ein starker Fels. Psalm 31,3). Eigentlich hätte ich als Prädikantin den Gottesdienst mit der Gemeinde in St. Nicolai feiern sollen. Aber wegen Corona fällt er aus. Dennoch habe ich mal geforscht, was eigentlich als Thema für diesen Sonntag vorgesehen war - und siehe da: die Evangelische Kirche sieht für diesen Sonntag das Thema Freundschaft vor. Passt doch prima zum Valentinstag, oder?
"Beziehungen wertschätzen" - heißt der Hinweis zum Glauben im Alltag auf der Webseite der Evangelischen Kirche. Und die Fragen werden aufgeworfen:
Welche Menschen machen mein Leben reich?
Und für welche Menschen bin ich wichtig?
Sowohl der Valentinstag als Tag der Liebe als auch der Sonntag Estomihi können der Anlass sein, darüber einmal nachzudenken.
Denn gerade jetzt vereinsamen Menschen durch Corona-Bestimmungen. Gerade jetzt stehen partnerschaftliche Beziehungen auf dem Prüfstand, weil man sich durch Homeoffice und Homeschooling einfach nicht mehr aus dem Weg gehen kann. Das gesamte Familienleben wird konzentriert auf die eigene Wohnung. Die Räume, die eigentlich zum Spielen und Entspannen vorgesehen waren, dienen nun der Arbeit und dem Lernen. Zusammenstöße und nervliche Überforderungen sind eigentlich vorprogrammiert.
Also: Valentinstag am Sonntag Estomihi - das könnte der Anlass sein, an unsere Freunde zu denken, die wir viel zu lange nicht treffen durften.
Welche Freundinnen und Freunde waren in welchen Lebensphasen für mich wichtig?
Zu wem habe ich heute noch Kontakt und zu wem ist die Beziehung vielleicht abgebrochen?
Freunde und Freundinnen sind ein Geschenk.
Sei mir ein starker Fels - das ist das Motto für diesen Sonntag.
Be my Valentine - das ist das Motto für diesen Valentinstag.
Zusammengefasst: Valentine on the rocks - der felsige Valentinstag.
Für mich bedeuten die beiden Mottos zusammengefasst: wir brauchen Freunde, wir brauchen Beziehungen. Und durch die Beziehungen untereinander können wir genau das sein: der Fels, auf dem wir stehen, der feste Untergrund im Leben, wenn alles ins Rutschen gerät.
Muss ich eigentlich noch extra sagen, dass der Psalmvers sich eigentlich auf Gott bezieht - der als der starke Fels für uns da sein will, der uns einen festen Stand in dieser und der jenseitigen Welt gibt - auch dann noch, wenn alle menschlichen Beziehungen auseinander fallen oder sich als nicht tragfähig erweisen. Ich könnte ja mal eine Valentinskarte an Gott schicken - schön, dass er da ist, dass es ihn gibt, dass er sich kümmert um uns!
Macht es gut, bleibt gesund!
Eure Monika |
Hallo Monika,
AntwortenLöschenich hoffe Euch geht es auf der Insel soweit gut. Ich finde den Text sehr schön. Diese Zeiten sind mehr als verrückt und ich freue mich zu lesen, dass die Arbeit von Euch auch unter Corona irgendwie weitergeht.
Liebe Grüße aus Flensburg
Hauke