Aber wie das so ist: heute ist schon Freitag Abend - und ich fühle mich absolut leer. Ich habe gerade meinen Jahresbericht veröffentlicht, habe gefühlte 1000 Mails geschrieben (naja, vielleicht waren es auch nur 100), und jetzt soll hier noch eine tiefsinnige Andacht entstehen.
Ich fürchte, heute wird das nichts...
Also habe ich auf meinem Laptop mal nach schönen Föhrbildern geguckt.
Habt ihr die Mittelbrücke schon mal so gesehen:
So leer, kein einziger Spaziergänger, nicht mal vorne auf dem Kopf der Brücke kann man von hier aus jemanden sehen. Ich weiß nicht mehr, woher ich das Bild habe, vermutlich hat mein Mann Andreas es während des ersten Lockdowns 2020 fotografiert. Sieht es nicht so aus, als ob dieser Weg schier endlos ist? Das Ende, der Brückenkopf, liegt kilometerweit entfernt - und irgendwie führt der Weg ins Ungewisse.
Das Licht ist nicht ganz hell, aber auch nicht ganz dunkel. Und die Wolken sehen irgendwie dramatisch aus - als ob Sonnenschein und Regen miteinander kämpfen und der Ausgang noch unklar ist.
Für mich wird dieses Bild zu einem Sinnbild für unsere derzeitige Situation in Deutschland während der Corona-Pandemie. Als der Impfstoff zugelassen wurde, haben alle aufgeatmet - jetzt wird es bald wieder normal zugehen, haben wir gedacht. Die Zukunft sieht doch ganz rosig aus, bald haben wir den Lockdown mit all seinen schwierigen Folgen überstanden.
Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein: die Infektionszahlen gehen nicht zurück, vielmehr steigen sie. Die Intensivstationen stehen knapp vor dem Kollaps, die Geschäftsleute wissen nicht mehr, wovon sie die nächsten Raten bezahlen sollen und im Internet kursieren Andeutungen, dass der Lockdown nicht nur verlängert wird, sondern dass die Kontaktbeschränkungen sogar noch verschärft werden sollen. Es wird gejammert, dass die Impfkampagne nicht so richtig in Gang kommt und die Impfbereitschaft auch nicht so wie erwartet ist.
Es ist wie auf dem Bild oben: das Ende ist nicht so richtig in Sicht - der Weg dorthin scheint noch endlos und einsam. Langsam sinkt mir der Mut, die gute Laune verflüchtigt sich - wie soll man da noch positive Worte finden, wenn die Zukunft so ungewiss ist?
Und dann habe ich ein wenig weiter auf meinem Laptop geschaut und dieses Bild gefunden:
Das Bild zeigt genau dieselbe Brücke, genau so leer. Vermutlich von Andreas am selben Tag aufgenommen.
Das Bild zeigt genau dieselbe Brücke, genau so leer. Vermutlich von Andreas am selben Tag aufgenommen.
Diesmal allerdings schauen wir vom Ende her zurück. Da kommen wir her. Man sieht die freundliche Skyline von Wyk, Fahnen, die fröhlich im Wind wehen und von Urlaubsstimmung und Sommerlaune erzählen. Die paar weißen Wolken am Himmel wirken eher dekorativ als bedrohlich - und bei mir macht sich ein Heimatgefühl breit: dort darf ich wohnen, dort ist mein Zuhause.
Wir leben gerade zwischen dem Heute und dem Bald. Es ist ja Hoffnung da, aber der Weg dahin scheint noch weit. Wie ungewiss auch die Zukunft ist, wo auch immer wir hinkommen werden, das wissen wir nicht - aber wo wir zu Hause sind, das wissen wir.
Und während ich das hier schreibe, fällt mir auch wieder ein Bibelwort ein:
"Am guten Tag sei guter Dinge - und den bösen Tag nimm auch für gut, denn Gott schafft diesen, wie jenen, damit der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist". (Prediger 7, 14)
Ja, ich möchte gern wissen, wann der ganze Corona-Spuk ein Ende hat. Ja, ich möchte gern, dass der "Normalzustand" wieder hergestellt wird, dass die bösen Tage gezählt sind und ich wieder normal und unbeschwert leben kann.
Aber wir wissen nie, was die Zukunft bringt - und so soll das auch sein. Ob die bösen Tage wirklich böse Tage sind, oder ob auch sie ein Gutes in sich tragen - das wissen wir erst im Rückblick, wenn überhaupt.
Also nehme ich mir für diesen Tag vor: ich will mich heute nicht von Corona und den Kontaktbeschränkungen psychisch belasten lassen. Ich will heute den Tag genießen, egal, ob gut oder "böse". Und am Ende des Tages zurückblicken und feststellen: ich war ja nicht allein.
Bleibt behütet
Eure Monika |
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