Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost möchte ich mit euch die letzte Andacht teilen - wir haben uns Gedanken über Glück gemacht!
Bist du eher ein Glückspilz oder doch eher der Pechvogel im Leben?
Es scheint ja Menschen zu geben, denen alles glückt, die irgendwie immer auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Manchmal nennt man sie auch Sonntagskinder.
Und dann gibt es die anderen, die vom anscheinend Pech verfolgt werden, die jede Krankheit aufsacken, die sie erwischen können, die beim Aussteigen aus dem Auto sich den Fuß verstauchen oder denen beim Fahrradfahren die Kette abspringt, die über die einzige Glasscherbe auf der Straße fahren und einen Platten kriegen. Das sind die, die das Fischfilet mit den 27 Gräten erwischen und denen die Milch im Kühlschrank schlecht wird.
Zu welcher Sorte gehörst du? Glückspilz oder Pechvogel?
Was ist eigentlich Glück?
Das Wort „Glück“ kommt von mittelniederdeutsch „gelucke oder lucke“, ist ungefähr ab dem 12. Jahrhundert bekannt und heißt soviel wie: Art, wie etwas endet/gut ausgeht. Glück bezeichnet demnach den günstigen Ausgang eines Ereignisses. Das ist etwas anderes als ein innerlich empfundener Zustand. In anderen Sprachen wird daher auch unterschieden zwischen Glück haben und glücklich sein: z.B. im Englischen heißt Glück haben „to be lucky“, im Gegensatz zu glücklich sein: „to be happy“.
Glück haben ist ein eher zufälliges Ereignis, wie z.B. bei einem Lotto-Gewinn oder das zufällige Vermeiden eines Nachteils – wenn ein Unfall ohne Verletzung glimpflich ausgeht. Glück haben kann jeder – es braucht keinerlei besondere Voraussetzungen, es passiert einfach.
Dagegen behauptet der Volksmund, dass jeder seines Glückes Schmied sei – also einen Einfluss auf sein Lebensglück hat. Die Fähigkeit, unabhängig von einer Situation glücklich zu sein, hängt also nicht nur von glücklichen Zufällen, sondern auch von eigenen Einstellungen und Bemühungen ab.
Über die Einstellung zu schicksalhaften Erlebnissen berichtet die folgende chinesische Parabel aus dem 2. Jahrhundert vor Christus:
„Glück im Unglück, Unglück im Glück“
Glück und Unglück erzeugen sich gegenseitig und es ist schwierig ihren Wechsel vorauszusehen.
Ein rechtschaffener Mann lebte nahe der Grenze. Ohne Grund entlief ihm eines Tages sein Pferd auf das Gebiet der Barbaren. Alle Leute bedauerten ihn. Sein Vater aber sprach zu ihm: „Wer weiß, ob das nicht Glück bringt?“ Mehrere Monate später kam sein Pferd zurück mit einer Gruppe guter, edler Barbarenpferde. Alle Leute beglückwünschten ihn. Sein Vater aber sprach zu ihm: „Wer weiß, ob das nicht Unglück bringt?“ Ein reiches Haus hat gute Pferde und der Sohn stieg mit Freuden auf, denn er liebte das Reiten. Dabei fiel er und brach sich ein Bein. Alle Leute bedauerten ihn. Sein Vater aber sprach zu ihm: „Wer weiß, ob das nicht Glück bringt?“ Ein Jahr später fielen die Barbaren über die Grenze ein. Die erwachsenen Männer bespannten ihre Bögen und zogen in den Kampf. Neun von zehn Grenzbewohnern wurden dabei getötet, mit Ausnahme des Sohnes wegen seines gebrochenen Beins. Vater und Sohn überlebten beide.
Daher: Unglück bewirkt Glück und Glück bewirkt Unglück. Dieses passiert ohne Ende und niemand kann es abschätzen.
Eine kurze Erklärung zu dieser Parabel:
Die großen und kleinen Ereignisse des Lebens werden in dieser Parabel dargestellt als ein Wechselspiel von Glück und Unglück. Da wir aber nicht in die Zukunft blicken können, ist es uns Menschen unmöglich zu sagen und zu erkennen, welche Konsequenzen ein Ereignis wirklich hat – daher können wir auch nicht wirklich wissen, ob das, was uns passiert, ein Glück oder ein Unglück ist.
Die Dorfbewohner („alle Leute“) lassen sich von den unterschiedlichen Ereignissen hin- und herwerfen: mal schweben sie im höchsten Glückstaumel, und dann wieder trifft sie das Unglück umso härter. Damit werden diese Menschen zum Spielball von glücklichen oder unglücklichen Ereignissen.
Der Alte nimmt dagegen eine eher gleichmütige Haltung ein. Er akzeptiert das Leben so, wie es ist, und findet in dieser gleichmütigen Ruhe dauerhaftes und wahres Glück.
Die Parabel zeigt nur einen kleinen Ausschnitt einer unendlichen Abfolge: Vor dem Verlust des Pferdes gab es andere Glücks-Unglücks-Situationen und nach der Abwehr der Barbaren werden weitere folgen.
Passen Gott und Glück zusammen?
Als Begriff taucht „Glück“ nur im Alten Testament auf, etwa in der Erzählung von Josef und seinen Brüdern. Josef wurde von seinen Brüdern in die Sklaverei nach Ägypten verkauft. Über ihn heißt es in der Bibel: „Der Herr war mit Josef, und was er tat – dazu gab der Herr Glück“ (1. Mose 39,23). An Josef und seiner Familie sehen wir auch wieder die Unglück-Glücks-Verkettung aus der chinesischen Parabel: denn als eine große Hungersnot in Josefs Heimatland ausbrach, konnte er seine Familie samt Vater und allen Brüdern zu sich holen und somit vor dem Verhungern retten. „Ihr gedachtet es böse zu machen – Gott aber gedachte, es gut zu machen“, so sagt er zu seinen Brüdern. (1. Mose 50,20)
Gott ist der Glücksbringer – und Glück ist ein Geschenk, um das der Glaubende bitten darf.
Ein weiterer Fundort für das Wort „Glück“ ist das 5. Buch Mose: „Der Herr, dein Gott, wird dir Glück geben zu allen Werken deiner Hände.“ (5. Mose 30,9)
Vorausgegangen ist die Ermahnung, Gott zu gehorchen und seine Gebote zu achten. Hier wird Glück verheißen für den, der Gottes gute Ordnung nicht verletzt. Eine Bestätigung für diese Ansicht finden wir noch in Sprüche 16, 20: „Wer auf das Wort achtet, der findet Glück, und wohl dem, der sich auf den Herrn verlässt.“
Auf der anderen Seite wird aber schon im Alten Testament sehr deutlich gemacht, dass das Glück bzw. Gott selbst sich nicht erzwingen lassen. So schreibt der Prediger im 9. Kapitel, Vers 11: „Ich habe beobachtet, wie es auf dieser Welt zugeht: Es sind nicht in jedem Fall die Schnellsten, die den Wettlauf gewinnen, oder die Stärksten, die den Krieg für sich entscheiden. Weisheit garantiert noch keinen Lebensunterhalt, Klugheit führt nicht immer zu Reichtum, und die Verständigen sind nicht unbedingt beliebt. Sie alle sind der Zeit und dem Glück ausgeliefert.“
Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass diese alttestamentlichen Aussagen über das Glück gipfeln in dem Psalmwort, das vor einigen Jahren die Jahreslosung war: „Gott nahe zu sein, ist mein Glück“ (Psalm 73, 28).
In diesem Psalm erkennt der Dichter, wie sich gottlose Menschen auf Kosten anderer bereichern und die Glaubenden verlachen und verhöhnen. Das stürzt ihn in eine tiefe Krise, in der er fast seinen Glauben verloren hätte.
Mir kommt das bekannt vor: scheinen nicht auch in unserer Gesellschaft die Rücksichtslosen den Erfolg gebucht zu haben? Die, die ihre eigenen Interessen unter Einsatz menschenverachtender Mittel vorantreiben, die ihren Gewinn suchen, ohne Rücksicht auf die Schöpfung, unter Ausnutzung jeder Lücke in jedem Gesetz. Der Ehrliche ist oft der Dumme.
Mit aller Kraft reißt sich der Psalmbeter aus dem Sog dieser düsteren Gedanken. Er durchbricht den Gedankenkreislauf, indem er eintritt in die Nähe Gottes: im Tempel oder im Gebet.
Hier, im Lichte Gottes, kann er erkennen, dass die scheinbar Glücklichen in der Welt auf schlüpfrigem Grund gebaut haben: denn allzu schnell kann sich das Glück wandeln, die Glückssträhne kann zu Ende sein. Im Gegensatz dazu erkennt der Psalmdichter, dass er den festen Grund des Glaubens unter seinen Füßen hat und fasst seine Erkenntnis zusammen in dem Satz: Ich aber – Gott nahe zu sein ist mein Glück.
Nein, es geht nicht darum, das materielle Glück denen zu neiden, die es haben – aber es ist vergänglich, wie uns die Corona-Krise deutlich vor Augen führt und uns am eigenen Leib spüren lässt.
Es geht eher darum, in Gottes Nähe den Sinn des Lebens und damit dauerhaftes Glück zu finden.
Eine schöne Übertragung von Psalm 73 hat Peter Spangenberg verfasst (Peter Spangenberg, Höre meine Stimme, Die Psalmen, Hamburg 1995). Ich habe den Text an dieser Stelle gefunden:
http://www.der-schwache-glaube.de/2011/08/23/predigt-uber-psalm-73-christoph-fleischer-werl-2011/
Schreib mir in den Kommentaren oder per Mail gerne, wie ihr das mit dem Glück seht! Passen Gott und Glück zusammen? Und bist du eher der Glückspilz oder der Pechvogel im Leben?
Und was meinst du - können wir vielleicht sogar das Glück beeinflussen? (für diese Frage war in der Andacht leider keine Zeit mehr - das halte ich aber für den wichtigsten Aspekt bei diesem Thema!)
Ich wünsche euch Glück - dass euer Leben glückt, dass ihr euch glückt...
Bleibt behütet
Eure Monika vom Treffpunkt Urlauberseelsorge
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