Gedanken über ein Spiel und: wer gewinnt?
Kennt Ihr den Spieleklassiker „Vier gewinnt“? Zwei Spieler setzen abwechselnd einen Spielstein – Ziel ist es, als erster eine Reihe aus 4 Steinen zu bilden: horizontal, vertikal oder diagonal.
Ein einzelner Spielstein ist in diesem Spiel gar nichts – erst, wenn sie sich zusammentun, die Spielsteine, dann können sie die siegreiche Einheit von 4 Steinen in einer Reihe bilden. Und dabei ist es egal, ob senkrecht oder waagerecht – ja, es darf sogar schräg sein!Einer allein ist nichts – aber vier gewinnt! Machen wir ein kleines Wortspiel draus: einer allein ist nichts – aber wir gewinnt!
Eigentlich gewinnt in unserer Gesellschaft oft das Ich: „Wenn jeder an sich denkt, ist an jeden gedacht“. In der Arbeits- oder Schulwelt ist jeder auf sich gestellt und sorgt für seine eigene Karriere oder die guten Schulnoten. Geht es mir gut, komme ich gut voran? Was macht mir persönlich Spaß, und was sehe ich einfach nicht ein und mache es dann auch nicht?
Wenn es nach mir ginge – dann würden wir vom Treffpunkt Urlauberseelsorge alle geplanten Veranstaltungen durchführen. Wir würden uns treffen, wir würden gemeinsam singen, Geschichten erzählen, spielen, basteln. Wenn es nach mir ginge. Wenn es nach mir ginge, dann würde ich ohne Gesichtsmaske einkaufen gehen, weil ich darunter nur schwer Luft bekomme und mir das unangenehm ist. Wenn es nach mir ginge, würde ich das Risiko einer Ansteckung auf mich nehmen und stattdessen lieber mehr Lebensqualität in dieser Zeit genießen.
Aber es geht nicht nach mir – es geht nach „wir“. Der Allgemeinheit wird es besser gehen, wenn wir alle uns an Abstands- und Hygieneregeln halten und große Menschenansammlungen vermeiden. Mit meiner Gesichtsmaske schütze ich nicht mich, sondern alle Menschen, mit denen ich in Kontakt komme. Indem ich Abstand halte zu anderen Menschen, kann ich verhindern, dass das Virus sich schnell verbreitet.
Abstand halten, möglichst wenig Kontakt zu fremden Menschen, die Verdeckung der Mimik mit der Maske, die eine Kommunikation ohne Worte schwer macht – all das sind die jetzt geforderten Maßnahmen – daran ändern auch die sogenannten „Lockerungen“ nichts. All diese Maßnahmen könnten dazu führen, dass sich wieder jeder selbst genug ist. Aber physische Distanz muss nicht auch zur psychischen oder sozialen Distanz führen. Möge das „Wir“ gewinnen!
Neu sind diese Gedanken übrigens nicht. Ihr könnt sie schon in der Bibel nachlesen, im 1. Korintherbrief, Kapitel 12. Da vergleicht Paulus die Gemeinde mit einem Leib. Der Leib hat viele Glieder – manche davon mögen wir mehr, manche sind uns vielleicht sogar peinlich. Aber wir brauchen sie alle, damit der gesamte Leib funktionieren kann. Es geht nicht um mich, sondern um die Gemeinschaft, um das große Ganze - um das „Wir“.
Spielt doch einmal „Vier gewinnt“ – und wer es geschafft hat, vier Steine in einer Reihe zu platzieren, der äußert das laut mit diesem Wortspiel: „Wir gewinnt!“.
Es grüßt herzlich von der schönsten Insel der Welt, die sich so langsam wieder mit Urlaubern füllt
Eure Monika
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