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Samstag, 8. Juli 2023

Eine Schildkröte in der Kirche???

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost möchte ich einen Fund mit euch teilen: habt ihr gewusst, dass es in der St. Nicolai-Kirche in Wyk eine Abbildung einer Schildkröte gibt?
Hier ist der Beweis: der Engel hält eine
Schildkröte fest!

Trotz intensiver Google-Suche habe ich kaum etwas über die allegorische Bedeutung von Schildkröten in Kirchen gefunden - ich habe auch nur noch eine weitere Kirche gefunden, in der es eine Schildkröten - Abbildung gibt, nämlich die Saite Chapelle in Paris. Dort wandern zwei Schildkröten ganz gemächlich in die Arche.

Mich hat das Thema irgendwie gar nicht mehr losgelassen - also habe ich diese Woche eine Andacht über die Schildkröte gehalten. Diese Andacht möchte ich gern - in Auszügen - mit euch teilen:

Was mag die Schildkröte symbolisieren?

Sie ist ein langsames, gemächliches Lebewesen. Macht dieses Tier überhaupt irgendetwas? könnte ich mich fragen. 
Vielleicht ist es genau diese Langsamkeit, diese Ruhe, diese Kunst des Nichtstuns, die die Schildkröte für uns zum Vorbild machen kann.
An ihrem Panzer prallt alles ab, was schädlich für sie sein kann.
Eine Schildkröte bewegt sich langsam, aber zielsicher vorwärts.

Neben der Langsamkeit zeigt mir die Schildkröte aber auch eine gelassene Einstellung zum Leben. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass eine Schildkröte sich ärgert oder aufregt. Das passt irgendwie nicht zu dem, was ich über das Leben der Schildkröten weiß.

Schildkröten werden sehr alt. Die älteste Schildkröte ist vermutlich fast 200 Jahre alt und lebt auf den Galapagos-Inseln. So ganz genau weiß man das aber natürlich nicht. Damit bringen Schildkröten eine ganze Menge Lebenserfahrung mit. Auch andere Schildkröten-Arten werden sehr alt. Auch die Arten, die man bei uns als Haustiere hält, haben eine lange Lebenserwartung von durchschnittlich 40 Jahren. Darüber muss man sich klar sein, bevor man sich eine Schildkröte als Haustier anschafft.

Schildkröten gibt es schon sehr lange, man vermutet, dass sie schon vor den Dinosauriern auf der Erde heimisch waren. Damit haben die Schildkröten in der Evolution etwas richtig gemacht: sie konnten sich an die vielen Veränderungen in unserer Welt anpassen, so dass sie heute über die ganze Welt verteilt leben, manchmal im Wasser, manchmal an Land, manchmal in beiden Lebensräumen. Selbst in der Wüste gibt es Schildkröten, die sich gegen die Sonne schützen, indem sie sich eingraben.

Ich möchte von den Schildkröten einiges lernen:

ihre Ruhe und Gelassenheit, die Langsamkeit, aber auch die Anpassungsfähigkeit, ihre Beständigkeit.

Man sagt den Schildkröten nach, dass sie friedfertig sind – die meisten Arten schützen sich halt eher durch einen starken Panzer als durch Angriffslust vor Fressfeinden. Wenn Gefahr droht, dann zieht sich die Schildkröte in ihren Panzer zurück, einige Arten können sogar den Panzer so verschließen, dass man von Kopf und Beinen gar nichts mehr sieht. So eingezogen, warten sie, bis die Gefahr vorüber ist.

Das ist vielleicht nicht für alle Stress-Situationen eine gute Strategie, aber auf jeden Fall ist es eine Möglichkeit, um aus aggressiven Situationen etwas an Sprengkraft herauszunehmen. Mit Ruhe und Gelassenheit lassen sich in der Regel leichter Probleme lösen, als wenn man aufgeregt und voller Aggression drauflos stürmt.

Eine Schildkröte kommt zwar langsam voran, aber sie kommt an.

Auf ihren Wanderungen zwischen den Kontinenten legt sie bis zu 2000 Kilometern Strecke zurück. Damit zeigt sie eine erstaunliche Ausdauer und Beharrlichkeit: langsam aber stetig geht es vorwärts, bis sie ihr Ziel erreicht.

Alles zusammengefasst stellt die Schildkröte so etwas wie einen Gegenentwurf zu unserer modernen Gesellschaft dar:
Nicht Schnelligkeit und Durchsetzungsvermögen machen sie aus, sondern Ruhe und Gelassenheit, ja sogar Langsamkeit. Damit stehen sie in totalem Gegensatz zu unserer modernen Welt, in der es immer schnell, schnell gehen muss. Schildkröten zeigen uns, wie ein Leben in echter Entschleunigung sein könnte.

Diese Genügsamkeit und Gelassenheit der Schildkröte finde ich wieder im 37. Psalm:
Befiehl dem Herrn deine Wege
und hoffe auf ihn, er wird´s wohl machen
und wird deine Gerechtigkeit heraufführen wie das Licht
und dein Recht wie den Mittag.
Sei stille dem Herrn und warte auf ihn.
Entrüste dich nicht, damit du nicht Unrecht tust.
Bleibe fromm und halte dich recht;
denn einem solchen wird es zuletzt gut gehen.
Der Herr hilft den Gerechten,
er ist ihre Stärke in der Not.

Ich grüße euch ganz herzlich und wünsche Gottes Segen!

Monika

 

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