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Samstag, 28. November 2020

Ich muss doch noch...

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost möchte ich mit euch über den ersten Advent plaudern - und meine Beobachtung, wie sich die Zeit zusammenzieht und immer kürzer wird, jedenfalls in meinem Erleben.

Wie ich darauf komme? Ganz einfach: ich habe mich selbst dabei ertappt, wie ich mich selbst angetrieben habe: am Sonntag ist der 1. Advent und bis dahin will ich Kekse gebacken haben, die Wohnung soll aufgeräumt und geschmückt sein mit Adventskranz und Tannengirlande, mit Strohsternen und anderen schönen Dingen. Meine kleine Elchsammlung soll auf dem Sideboard stehen - aber bisher stehen und liegen da Strickzeug, Tabletten und ein Korb mit Krimskrams. Mit anderen Worten: ich selbst fühle mich gestresst. Die Adventszeit hat noch nicht mal angefangen, und ich habe jetzt schon das Gefühl, mir rennt die Zeit davon. Hab ich eigentlich schon erwähnt, dass ich noch kein einziges Weihnachtsgeschenk besorgt habe?

Kennt ihr das Gefühl? Mir kommt es mit jedem Jahr ausgeprägter vor. Und ich habe den Eindruck, mit diesem Gefühl stehe ich nicht allein.

Aber irgendwas läuft da doch falsch, oder?

Ich habe mich an meine Kindheit erinnert. Vielleicht lief die Zeit vor mehr als 50 Jahren ja wirklich langsamer - aber viel wahrscheinlicher ist, dass ich das einfach nicht so gespürt habe. Zum 1. Advent wurde der Adventskranz geschmückt. Viel mehr erst mal nicht. Obwohl: meine Mutter hat für uns Kinder einen Adventskalender gebastelt. Wann sie das gemacht hat, weiß ich nicht. Er hing am 1. Advent, spätestens am 1. Dezember an der Wand, und abwechselnd durften mein Bruder und ich ein Türchen öffnen. Und dann bekamen wir jeder eine kleine Bastelausstattung geschenkt: 1 Rolle Goldpapier, eine neue Schere und eine Tube Kleber, manchmal noch ein Heftchen mit Buntpapier oder Transparentpapier. Wir zwei haben dann während der gesamten Adventszeit daran "gearbeitet", unser Kinderzimmerfenster schön bunt und weihnachtlich zu gestalten, mit Sternen aus Goldpapier und Girlanden aus Papierringen. Wie gesagt: damit haben wir am 1. Advent erst angefangen. Wir haben uns nicht den Stress gemacht, bis zum 1. Advent fertig zu sein. Kekse wurden immer erst irgendwann im Advent gebacken. So ungefähr bis zum Nikolaus-Tag sollten wir einen Wunschzettel geschrieben und "an den Weihnachtsmann geschickt" haben. Anscheinend hat die Zeit für meine Eltern dann noch ausgereicht, für uns Weihnachtsgeschenke zu besorgen oder zu machen.

Irgendwie haben sich ganz heimlich und unbemerkt die Zeitpunkte verschoben: anstatt am 1. Advent mit der Vorbereitung auf Weihnachten innerlich wie äußerlich anzufangen, wollen wir dann schon alles fertig haben - damit wir die Adventszeit richtig gemütlich genießen können.
Mit anderen Worten: anstatt 4 Wochen Vorbereitung auf Weihnachten zu haben, gönnen wir uns gerade mal die Woche zwischen Ewigkeitssonntag und 1. Advent - also maximal eine Woche, um dasselbe zu schaffen, wie früher in vier Wochen. Da muss ja Stress aufkommen!

Also: ich mach das nicht mehr mit! Ich werde heute noch den Adventskranz schmücken, vielleicht mache ich dabei auch gleich noch einen Strauß für die Haustür fertig. Mein Mann wird die vielen selbst gebastelten Strohsterne an die Tannengirlande im Wohnzimmer hängen - und das wars dann auch schon. Am Sonntag wollen wir zusammen in die Kirche gehen. Unsere St. Nicolai-Kirche hat einen neuen Herrnhuter Stern bekommen - den wollen wir leuchten sehen und uns daran freuen.

Und dann, liebe Leute, bleiben ja immer noch ziemlich genau 4 Wochen Zeit, um alles mögliche bis Weihnachten zu erledigen. Also: immer mit der Ruhe!

Und dieser Plan beruhigt mich tatsächlich, und ich kann wieder anfangen, über den Sinn von Advent und Weihnachten nachzudenken. Gerade in dieser Corona-Zeit, in der Stadtbummel und Shoppen-Gehen einfach keinen Spaß machen, habe ich ja mal die Chance, dem Konsumrausch zu entfliehen, und die Adventszeit tatsächlich als Zeit der Besinnung und der inneren Vorbereitung auf die Geburt Jesu zu erleben. Und neben den liebgewordenen familiären "Traditionen" wie der Elchparade auf dem Sideboard und den Strohsternen an jedem einzelnen Tannenzweig, den wir finden können, kann ich mich auch an andere Traditionen wieder erinnern: ich freue mich z.B. auf das Lied, das für mich den Advent in der Kirche einläutet: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit. Hach, wird schön, das am Sonntag von der Orgel zu hören und wenigstens innerlich mitzusingen.

Was gehört für euch zu den Vorbereitungen und welche "Traditionen" habt ihr in eurer Familie?

Ich wünsche euch allen - euch jenseits des Meeres, und natürlich auch euch hier auf der Insel dies: dass ihr gesund und glücklich in diesen merkwürdigen Advent 2020 gehen könnt - mit wenig Zeitdruck und möglichst wenig Stress!
Bleibt behütet!
Monika




1 Kommentar:

  1. Diesen Druck kenn ich auch. Man will, dass alles perfekt ist und dass man die Adventszeit total genießen kann! Aber oft wird daraus dann ein Zwang und schwupps hat man die Chance zu Entspannung verpasst...
    Was mir hilft, den Druck etwas loszulassen, ist der jährliche Adventskalender von meiner Mama. Da sind immer ganz unterschiedliche Sachen drin - Mal was Witziges, was Nützliches, was Leckeres... Wenn die kleinen Päckchen schön aufgereiht irgendwo stehen, dann strahlt das eine ganz besondere Atmosphäre aus. Egal, was drin ist, der Anblick ist schon irgendwie adventlich. Mein zweites Ritual ist ein gemütlicher, entspannter Drogerie-Einkauf. Da kommt dann alles in den Wagen, was für die Winterpflege gut ist: Cremes, Peelings, Masken, Badezusatz... Und so hab ich dann mein eigenes kleines Wellness-Programm für die Adventszeit.

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