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Dienstag, 20. Oktober 2020

Bedrängt von allen Seiten

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, mit dieser Flaschenpost melde ich mich aus dem Urlaub zurück!
ein Urlaubsbild aus dem Westerwald
War schön, der Urlaub - und auch nötig, nach dem merkwürdigen Sommer und der noch merkwürdigeren "Saison", die eigentlich gar nicht war, und doch so viel anstrengender und aufregender als eine normale Saison.

Wir waren 3 Wochen in Deutschland unterwegs - bei meinen schon betagten Eltern - und ein paar Tage zum Wandern und Ausspannen im Westerwald. Auch eine schöne Natur! Lohnt sich, wenn man gerne zu Fuß unterwegs ist, und keine Angst vor steilen Wegen hat!

Was soll ich sagen - diese 3 Wochen habe ich sehr zwiespältig erlebt: klar, die Erholung, das Ausruhen, die Entspannung - all das war schön.
Und auf der anderen Seite: immer neue Nachrichten über Corona, immer neue höhere Infektionszahlen.
Es fühlte sich an, als ob wir von diesem Virus so nach und nach immer weiter umzingelt werden. Wenn ich zeichnen könnte, würde ich meinen Mann und mich zeichnen, mit vielen kleinen Corona-Viren um uns herum, die sich immer dichter um uns zusammendrängen. Der Platz zur Bewegung wurde immer enger, gegen Ende des Urlaubs wollten wir nicht einmal mehr irgendwo einkehren, um essen zu gehen oder einen Kaffee zu trinken. Ein merkwürdiges Gefühl. Nicht schön. Aber das kennt ihr sicher alle auch, oder?
Mir kam ein Bibelvers in den Sinn: Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Diesen Vers findet ihr im 2. Korintherbrief, Kapitel 4. Paulus führt dort noch weiter aus, was ihn bedrängt, was ihm Sorge bereitet: wir leiden Verfolgung, wir werden unterdrückt.
Nein, wir werden in Deutschland nicht unterdrückt, finde ich jedenfalls. Wir werden lediglich eindringlich gebeten, die Pandemie nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Und doch fühlt es sich an, als ob wir von allen Seiten eingekreist und bedroht werden. Die Bedrohung durch das Virus wird in den letzten Tagen immer stärker, das Misstrauen wächst, am liebsten möchte ich jede Begegnung, vor allem mit fremden Menschen, vermeiden. Gut fühlt sich das nicht an. Richtig auch nicht.

Und was sagt mir dieser Bibelvers? Paulus sagt, er habe keine Angst, auch wenn er sich ratlos fühlt. Er fürchtet die Verfolgung und die Unterdrückung nicht, denn er als schwacher Mensch fühlt in sich die Kraft des allmächtigen Gottes.

Und ich? Mich plagen Zweifel. Ich möchte mich selbst nicht mit dieser furchtbaren Krankheit infizieren, ich möchte auch nicht, dass einer meiner Angehörigen davon betroffen ist. Eigentlich wünsche ich mir, dass die Welt wieder so sein könnte, wie sie vorher war: irgendwie unbeschwert, aber mit Möglichkeiten der sozialen  Interaktion. Gesichter, in denen man lesen konnte, freundliches Lächeln, das einem Türen öffnete. Eine irgendwie diffuse Bedrohung durch irgendwelche Krankheiten gab es immer - aber dieses allgegenwärtige Corona-Virus vertreibt alle Gedanken an einen "normalen" Alltag aus der Seele. Von allen Seiten bedrängt - und ja, ich fürchte mich.

Dennoch gibt mir diese Bibelstelle Trost: Nur ein paar kleine Sätze vorher schreibt Paulus von einem hellen Schein, vom Abglanz der Herrlichkeit Gottes, die in unser Herz gegeben wurde. Ein helles Licht in einem irdenen Gefäß, das zerbrechlich ist, das vielleicht auch schon den einen oder anderen Sprung in der Schüssel aufweist. Und doch ist es da, dieses Licht, dieser kleine Hoffnungsschimmer, der nicht erlöschen wird, wie schlimm die Lage auch sein mag.

Paulus eröffnet mit seinen Worten neben der Gewissheit, in diesem Leben nicht allein zu sein, auch noch einmal den Horizont für das, was danach kommt. Diese jenseitige Dimension, die wir nicht kennen, über die es keine wissenschaftlichen Erkenntnisse gibt, die wir nicht mit unserem Verstand erfassen können - wir vergessen sie oft in unserem Alltag. Mir geht sie verloren vor lauter Maskenpflicht und Kontaktbeschränkungen und Angst vor Ansteckung. Und deshalb freue ich mich darüber, dass mitten in dieser Bedrohung und in diesem Enge-Gefühl dieser Satz in meinen Sinn gekommen ist, der tröstet und deutlich macht: Hinterm Horizont geht's weiter!

Liebe Grüße an euch alle! Schreibt mir gerne, wie es euch ergeht mit dieser allgegenwärtigen Corona-Bedrohung. Woraus schöpft ihr eure Hoffnung? Was tröstet euch und gibt euch Kraft?

Eure Monika

Nur falls ihr das in der Bibel nachlesen wollt: hier der Luther-Text:
Denn Gott, der da sprach: Licht soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre Herzen gegeben, dass die Erleuchtung entstünde zur Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi. Wir haben aber diesen Schatz in irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft von Gott sei und nicht von uns. Wir sind von allen Seiten bedrängt, aber wir ängstigen uns nicht. Uns ist bange, aber wir verzagen nicht. Wir leiden Verfolgung, aber wir werden nicht verlassen. Wir werden unterdrückt, aber wir kommen nicht um. Wir tragen allezeit das Sterben Jesu an unserm Leibe, auf dass auch das Leben Jesu an unserm Leibe offenbar werde. (...)
Denn unsre Bedrängnis, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, 18 uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. Denn was sichtbar ist, das ist zeitlich; was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

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