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Samstag, 8. August 2020

Über Briefe und Karten - und die altmodische Weise, um sich zu grüßen...

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost möchte ich mit euch ein paar Gedanken über Briefe, Postkarten und deren Wichtigkeit gerade im digitalen Zeitalter teilen!
Wann hast du zum letzten Mal einen Brief geschrieben?

Gerade in der letzten Vergangenheit, als es eben nicht so selbstverständlich war, sich mal eben kurz zu besuchen, haben andere Formen des Miteinander-in-Kontakt-kommens eine wichtige Funktion angenommen. So habe ich z.B. gelernt, wie man eine Videokonferenz mit der ganzen Familie organisiert, wie man die schon etwas älteren Großeltern oder Eltern an diesem digitalen Spektakel teilhaben lässt. Unvergesslich wird mir persönlich die Videokonferenz bleiben, bei der wir meiner Mutter digital zum 83. Geburtstag gratuliert haben. Jeder hatte sich ein Heißgetränk seiner Wahl genommen, einen gemütlichen Platz gesucht und dann haben wir uns zum Kaffeetrinken bei Oma digital getroffen. Es war großartig! Alle haben durcheinander geredet – man hat nur die Hälfte verstanden – aber das war egal – wir waren zusammen! Schwierig wurde es nur beim Geburtstagsständchen – dabei merkte man dann die unterschiedlichen Übertragungsraten. Schön, dass es heute so gehen kann. Schön, dass wir heute mit Handy und Internet quasi jederzeit mit den Lieben in Kontakt treten können.

Und doch werden nach wie vor Grußkarten verkauft, fast jeder, der irgendwo Urlaub macht, verschickt die eine oder andere Postkarte – und manchmal, ganz selten, werden sogar noch echte Briefe verschickt.

Was landet heute in unseren Briefkästen?

Meist erkennt man auf den ersten Blick, was der Briefträger da so anbringt: bunte Zettelchen, Werbung – das landet sofort im Papierkorb.

Die unvermeidlichen Rechnungen kann man ebenfalls schon von außen erkennen an ihrer eher schmucklosen und nüchternen Ausstrahlung.

Dann gibt es noch die Umschläge mit den dicken Dienststempeln drauf – von Behörden oder anderen Institutionen, meist irgendetwas Wichtiges.

Und noch wieder andere Briefumschläge verraten durch ihren schwarzen Rand: der Inhalt dieses Briefes ist ein trauriger Anlass.

Dann gibt es noch die eine oder andere bunte Ansichtskarte, mit der mich Freunde an ihren Reisen in aller Welt teilhaben lassen.

Und ganz selten gibt es Briefumschläge, die liebevoll mit der Hand beschrieben sind, manchmal sogar noch bunt verziert, und die Briefbogen, die mir beim Öffnen in die Hände fallen, sind ebenfalls handbeschrieben. Für diese Briefe braucht man etwas Zeit, denn hier teilt mir jemand seine persönlichen Gedanken mit und lässt mich an seinem Leben teilhaben. Manchmal brauche ich auch Zeit, die Schrift zu entziffern, Buchstabe für Buchstabe müssen manche Worte rekonstruiert werden. Trotz aller Mühe, die ein solch handgeschriebener Brief beim Lesen macht: ich freue mich sehr darüber – denn hier geht es meist um mehr als um eine bloße Information, hier geht es darum, dass ich auf diesem Wege teilhaben darf am Lebens des Briefschreibers.

Ihr seid ein Brief Christi

Paulus schreibt an die Gemeinde in Korinth: Ihr seid ein Brief Christi, durch unseren Dienst zubereitet, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf Tafeln aus Stein, sondern auf Tafeln aus Fleisch und Blut, nämlich eure Herzen. (2. Kor. 3, 3).

Ihr seid ein Brief Christi – ihr seid ein Brief Gottes an die Menschen.

Ihr seid sein Liebesbrief, in dem steht: so sehr hat Gott diese Welt geliebt, dass er für euch seinen eigenen Sohn hingab.

Ihr seid sein Einladungsschreiben, das sagt: Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid. Ich will euch erquicken.

Ihr seid sein Bittbrief, in dem er euch dringend bittet: lasst euch versöhnen mit Gott.

Ihr seid sein Warnruf, der den Menschen sagt: Ihr seid auf gefährlichem Weg, kehrt um!

Ihr seid sein Trostbrief, mit dem er den Menschen in Einsamkeit und Verzweiflung hinein zuruft: Fürchte dich nicht. Ich habe dich erlöst. Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.

Ihr seid übrigens nicht mit Worten auf steinerne Tafeln geschrieben – sondern durch den Heiligen Geist ins Herz.

Was für ein Vergleich: in Stein gemeißelt – das wäre was für die Ewigkeit. Steinerne Tafeln sind auch in Jahrhunderten noch zu entziffern. Wenn Sie mal Zeit haben, dann können Sie auf allen 3 Kirchhöfen unserer Insel spazieren gehen und die sogenannten „sprechenden Grabsteine“ finden und entziffern. Es war üblich, hier auf der Insel, auf die Grabsteine den Lebenslauf des Verstorbenen, manchmal der gesamten Familie einzumeißeln, so dass die Erinnerung an diesen Menschen nicht verloren gehen kann. Vielleicht finden Sie in ihrem Urlaub ja noch mal Zeit, diese Steine anzuschauen. Auf dem Kirchhof von St. Nicolai sind diese sprechenden Grabsteine übrigens rings um die Kirche aufgestellt.

Aber Gottes Brief ist eben nicht in Stein gemeißelt, sondern Gottes Brief an die Menschen ist ein Brief, den Christus uns ins Herz schreibt.

Ich verstehe diesen Satz so: es gibt manchmal, hier und da, diese Menschen, die mich ganz persönlich ansprechen und beeindrucken. Die christliche Botschaft von der Liebe Gottes lässt sich nur verstehen, wenn es Menschen gibt, die sie verkörpern. Vielleicht kennst duden einen oder die andere, die für dich wie ein Brief Gottes sind. Vielleicht die Eltern, die mit dir gebetet haben, als du klein warst. Vielleicht der Pastor, die Pastorin, die dich in der schwierigen Zeit der Pubertät durch den Konfirmandenunterricht begleitet haben. Vielleicht aber auch jemand anderes, der einfach so war, wie er oder sie eben ist – und damit etwas von Gottes Liebe an die Menschen deutlich gemacht hat.

Ihr seid ein Brief Christi – geschrieben mit dem Heiligen Geist in die Herzen derer, die es lesen wollen. Jeder von uns ist das – eine Botschaft Gottes an die Menschen in unserer Umgebung.

Sehr tröstlich und entlastend finde ich, dass hier nicht der Imperativ verwendet wird. Es ist keine Aufforderung: Sei ein Brief Christi! Das wäre für mich auf jeden Fall eine absolute Überforderung. Wie soll ich wissen, was Gott durch mich den Menschen zu sagen hat? Wie soll ich diesem Anspruch gerecht werden? Wie kann ich ein Brief Christi werden, der gerne und viel gelesen wird? – das wäre richtig anstrengend und vermutlich ein unerreichbares Ziel.
Aber davon ist gar nicht die Rede: Du bist ein Brief Christi – das heißt: das Schreiben kann ich getrost Gott überlassen. Ich lebe – und durch mein Leben kann ich Botschafterin für Gottes Liebe sein – einfach so.

Schön, dass es heute andere - schnellere Wege der Kommunikation gibt - aber Gott vertraut seine Botschaft eben nicht dem digitalen Irgendwas an, sondern versteckt sie in uns Menschen - und macht sie dadurch gleichzeitig lebendig und sichtbar!

Vielleicht habt ihr jetzt wieder Lust bekommen, die altmodischen Wege des Briefverkehrs noch mal zu beschreiten. Ein Brief/eine Postkarte kann der Empfänger sich irgendwo hinstellen und wird immer wieder an den Schreiber erinnert. Das geht mit WhatsApp und SMS nur unter großen Schwierigkeiten.
Es grüßt euch herzlich von der schönsten Insel der Welt!
Eure Monika vom Treffpunkt Urlauberseelsorge

1 Kommentar:

  1. Du hast aus dem Thema eine sehr schöne Andacht gemacht!
    Ich habe übrigens damals von Föhr super gern deine tollen, selbstgebastelten Karten an meine Liebsten verschickt. Manchmal ist es garnicht so schwer jemanden eine kleine Freunde zu machen, auch auf diese altmodische, doch noch schöne Art und Weise.

    Die Liebsten Grüße❣️ Eure Mara

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