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Freitag, 21. August 2020

Ein Schiff... meine Gedanken zum Unterwegs-Sein, zum Leben und zum Ankommen und Ankern

Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und auch ihr, hier auf der Insel, in dieser Flaschenpost möchte ich mit euch meine Gedanken teilen über Schiffe, das Meer des Lebens, die Kursbestimmung und über das Ankern.
wie man sieht, sieht man gar nichts -
die Überfahrt von Föhr nach Dagebüll
erinnert an lange Schiffsreisen...






Ein Schiff 

Wer - wie ich - auf einer Insel wohnt, für den sind Schiffe ganz normale Verkehrsmittel. Die Überfahrt dauert etwa 50 Minuten. Wenn wir von der Insel runterfahren, dann sind diese 50 Minuten schon der erste Moment des Urlaubs - wir freuen uns auf das, was vor uns liegt, auf andere Menschen, eine andere Umgebung, auf freie Zeit oder auf Geschäfte zum Shoppen. Wenn wir dann zurückkommen, dann fühlt sich das anders an: die 50 Minuten Schiffsreise trennen uns von der Heimat, wir sehnen uns, endlich anzukommen, das Vertraute wieder zu sehen, zu Hause zu sein. Aber wir müssen ja noch warten - das Schiff bringt uns erst übers Meer.

Wohin mag das Schiff unterwegs sein?

Wie ist das mit Ihnen und Euch? Wenn ihr nach Föhr kommt: die Fahrt mit dem Schiff - ist sie der Beginn des Urlaubs, fängt auf dem Schiff schon die Entspannung an, könnt ihr die Überfahrt als Teil des Urlaubs genießen? Oder ist es eher ärgerlich, dass euch noch einige Kilometer Meer vom ersehnten Urlaubsziel trennen, und die Schiffsreise kann gar nicht schnell genug vorübergehen?

So oder so: diese kurze Fahrt mit der Fähre übers ruhige Wattenmeer ist keine Weltreise - aber trotzdem gibt uns diese kleine Schiffspassage schon eine Vorstellung davon, wie es auf den Schiffen vergangener Zeiten zugegangen sein könnte. Wie es sich anfühlt, unterwegs zu sein, ein Ziel zu erwarten, die Sehnsucht des Ankommens, aber genauso auch die Sehnsucht, nach einem Hafenaufenthalt wieder unterwegs zu sein.

Unser Leben wird oft mit einem Schiff verglichen, das sich auf die Reise über die Ozeane macht. Auf dieser Fahrt über die Meere der Welt gilt es, Gefahren zu überstehen, Stürmen standzuhalten, großen Wellen zu trotzen, einen Weg zu finden, obwohl es auf dem Meer natürlich kaum Orientierungspunkte gibt, oder auch damit zurecht zu kommen, dass man tagelang kein Land sieht – und daher auch nicht wirklich wissen kann, ob man auf richtigem Kurs ist.

Wir haben ein Lied dazu gefunden, und ein ganz klein wenig umgedichtet: hier kommt die erste Strophe:

Ein Schiff, das mich durchs Leben trägt, fährt durch das Meer der Zeit. 
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. 
Das Schiff, es fährt vom Sturm bedroht durch Angst, Not und Gefahr, 
Verzweiflung, Hoffnung, Kampf und Sieg, so fährt es Jahr um Jahr. 
Und immer wieder fragt man sich: Wird denn das Schiff bestehn? 
Erreicht es wohl das große Ziel, wird es nicht untergehn?

Die Fragen, die uns hier gestellt werden, sind die großen philosophischen Fragen des Lebens:
  • Woher komme ich?
  • Wohin will ich?
  • Wer/was zeigt mir die Richtung?

Der Hafen

Manchmal steuere ich mit meinem Schiff einen Hafen an. Ein Hafen bietet Ruhe und Entspannung vom Unterwegs-Sein. Diese Ruhephasen sind Zeiten, die ich auch benötige.
Im Hafen von Wyk legen die Fährschiffe an
lange bleibt hier kein Schiff liegen...
 
 
Aber ein Schiff ist nicht für den Hafen gemacht, sondern für die Fahrt übers Meer. Das Schiff verfolgt ein Ziel. Wenn es im Hafen liegen bleibt, wird es vielleicht zu einem Museumsschiff, das nur noch betrachtet wird.
  • Was ist mein großes Ziel? 
  • In welche Richtung geht es weiter?
  • Welche Strecke habe ich bereits zurückgelegt?
  • Oder ist es langsam Zeit, in einen Hafen einzukehren, um neue Kraft zu tanken?

Das Schiff, das mich durchs Leben trägt, liegt oft im Hafen fest, 
weil sichs in Sicherheit und Ruh bequemer leben lässt. 
Man sonnt sich gern im alten Glanz vergangner Herrlichkeit 
und ist doch heute für den Ruf zur Ausfahrt nicht bereit. 
Doch wer Gefahr und Leiden scheut, erlebt von Gott nicht viel. 
Nur wer das Wagnis auf sich nimmt, erreicht das große Ziel. 

Die Mannschaft

Wenn meine Seereise, mein Leben gelingen soll, dann brauche ich Menschen, die mit mir zusammen unterwegs sind, Unterstützer - Menschen, die mich ergänzen, die mit mir am selben Strang ziehen.
ich weiß, das Bild ist schon ein paar Jahre älter -
aber das ist eine Mannschaft!

 
Um ein Schiff zu bedienen, vor allem ein großes Segelschiff mit mehreren Masten und vielen Segeln, braucht man eine große Mannschaft. In dieser Mannschaft gibt es natürlich den Kapitän, der die Verantwortung trägt und den Steuermann, der für die Navigation zuständig ist, aber wir brauchen auch die Seeleute, die auf die Masten klettern und die Segel setzen oder einholen, wir brauchen den Schiffskoch, der für die leibliche Versorgung der Mannschaft zuständig ist, wir brauchen einen Schiffsarzt für alle Fälle, wir brauchen Männer mit viel Kraft, die Segel- oder Ankertaue bedienen usw. Wir sind ganz schnell dabei, eine Rangordnung unter diesen vielen Menschen aufzustellen: erst der Kapitän, dann die Offiziere, dann die Mannschaft oder so ähnlich. Aber wir brauchen in Wahrheit alle Mitglieder der Mannschaft in gleicher Weise. Wir können auf keinen verzichten – und keiner ist zu unbedeutend. Selbst der kleine Schiffsjunge ist notwendig, um z.B. ganz schnell Nachrichten auf dem Schiff zu übermitteln.

Im Schiff, das mich durchs Leben trägt, muss eine Mannschaft sein, 
sonst ist man auf der weiten Fahrt verloren und allein. 
Ein jeder stehe, wo er steht, und tue seine Pflicht, 
wenn er sein Teil nicht treu erfüllt, gelingt, das Ganze nicht. 
Und was die Mannschaft auf dem Schiff ganz fest zusammenschweißt 
in Glaube, Hoffnung, Zuversicht, ist Gottes guter Geist. 

Kursbestimmung

Meine Schifffahrt durch mein Leben kann ich auf verschiedene Weise angehen. Ich könnte mich treiben lassen. Dann würde ich mein Ziel aus den Augen verlieren, bzw. ich hätte gar kein Ziel. Ohne Ziel komme ich aber auch niemals irgendwo an. 
ein Leuchtturm, hier gestempelt und gemalt,
war früher zur Navigation in Küstenregionen
unverzichtbar - heute wird häufig GPS genutzt


Eine andere Möglichkeit, meine Lebensreise anzugehen, ist: Ich mache mir vorher Gedanken über mein Ziel und wie ich es erreichen will. Dazu benötige ich Orientierungshilfen, wie z.B: einen Kompass oder eine Seekarte. Der Kompass und die Seekarte meines Lebens sind meine Werte, Grundsätze und Ideale, die mich geprägt haben und die mein Handeln bewusst oder unbewusst bestimmen.

Ich könnte auch von meinem Ziel so begeistert sein, dass ich einfach drauf los segle. Die Gefahr bei dieser Art von Lebensfahrt ist, in Aktivismus abzugleiten, der mich zu unüberlegtem Handeln führt. Oder auch zum Burn-Out.

Und ich könnte mir Rat von anderen Seefahrern einholen. Vielleicht haben sie ja mehr Erfahrung als ich.

Es gibt noch jemanden, der gerne mein Kompass, mein Ratgeber und Lotse ein will. Gott lädt mich ein, innezuhalten und zur Ruhe zu kommen. Ihm kann ich vertrauen.

  • Auf wen höre ich?
  • Was beinhaltet meine Seekarte?
  • Inwiefern lasse ich mich von Gott beraten?

Im Schiff, das mich durchs Leben trägt, fragt man sich hin und her: 
Wie finden wir den rechten Kurs zur Fahrt im weiten Meer? 
Der rät wohl dies, der andre das, man redet lang und viel 
um kommt – kurzsichtig wie man ist – nur weiter von dem Ziel. 
Doch da, wo man das Laute flieht und lieber horcht und schweigt, 
bekommt von Gott man ganz gewiss den rechten Weg gezeigt. 

Die Flotte

Manchmal ist eine Seefahrt für ein Schiff allein zu gefährlich. Dann bietet es sich an, sich mit mehreren Schiffen zusammen zu tun und eine Flotte zu bilden. In der Geschichte der Seefahrt gibt es viele Beispiele für kleine und große Flotten: z. B. die Fahrt von Christoph Kolumbus, um den neuen Kontinent Amerika zu entdecken – da waren drei Schiffe zusammen unterwegs. Wenn ein Schiff verunglückte, waren die anderen in der Nähe, um zu helfen, oder im schlimmsten Fall die schiffbrüchigen Seeleute auf ihren Schiffen aufzunehmen.

  • Welche Flotte unterstützt mein Leben?
  • Mit wem kann ich mich zusammenschließen?
  • Mit wem bin ich schon eine Verbindung eingegangen?

Ein Schiff, das mich durchs Leben trägt, fährt durch das Meer der Zeit. 
Das Ziel, das ihm die Richtung weist, heißt Gottes Ewigkeit. 
Und wenn uns Einsamkeit bedroht, wenn Angst uns überfällt: 
Viel Freunde sind mit unterwegs, auf gleichen Kurs gestellt. 
Das gibt uns wieder neuen Mut, wir sind nicht mehr allein. 
So läuft das Schiff nach langer Fahrt in Gottes Hafen ein! 


Vielleicht haben Sie die ganze Zeit über schon gedacht: ich kenne das Lied, das hier immer zitiert wird – ich kenne das, aber es ist anders. Wie ist es denn nur richtig? Na, haben Sie es schon erkannt?

Genau: es heißt im Original: Ein Schiff, das sich Gemeinde nennt. Alles das, was wir über unser eigenes Leben sagen können, gilt auch für die Gemeinde, die unterwegs ist durch die Zeit wie ein Schiff, das einen Hafen braucht, eine Mannschaft, ein Ziel, und am besten auch eine Flotte, damit sie nicht allein unterwegs ist. Gerade dieser letzte Punkt – das Unterwegssein in der Flotte, ist mir wichtig: wir sind mit unserem Glauben nicht allein. Es gibt die Ökumene, in der Welt gibt es viele Wege, um zu Gottes Ewigkeit zu gelangen – und am besten fahren wir, wenn wir miteinander in Kontakt bleiben und uns gegenseitig unterstützen.

Das Lied, das unserer Andacht zu Grunde liegt, hat auch einen Refrain, der uns noch einmal ganz deutlich macht, dass wir auf unserem Lebensweg – egal ob mit der Gemeinde oder mit uns selbst – auf Hilfe angewiesen sind – und dass wir diese auch bekommen werden. Da heißt es:

ein Schiff, gehalten von Mara!
 
Bleibe bei uns, Herr! 
Bleibe bei uns, Herr! 
Denn sonst sind wir allein auf der Fahrt durch das Meer. 
O bleibe bei uns, Herr! 

Segen

Gott, der da wohnt im Himmel,
der die Tiefen des Meeres kennt,
der führe dich durch wilde Wogen
zum sicheren Hafen.

Er segne Anker und Ruder,
Segel und Mast,
dass sie stark sind vor dem Wind
und dass du im Frieden heimkehrst.

Gott sei dein Lotse,
Gott stehe dir bei in Sturm und Flaute,
Gott lege seine Hand an das Ruder,
Gott lege seine Hand an die Segeltaue. 

Das war's für heute - ich wünsch euch eine gute Seereise durch euer Leben - für euch allein, für eure Lieben - und natürlich auch mit der Gemeinde
Eure Monika vom Treffpunkt Urlauberseelsorge

2 Kommentare:

  1. Vielen Dank für die inspirierenden Worte und Bilder :-)

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  2. Danke dir für die schönen Gedanken, Worte! Das Leben lässt sich echt super mit einer Seereise vergleichen.😊 Mara

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