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Mittwoch, 6. Mai 2020

Reif für die Insel! Und eine kleine Verlosung!


Hallo, Ihr Lieben jenseits des Meeres - und ihr, hier auf der Insel,

In dieser Flaschenpost geht es um Sehnsucht: nach Föhr, nach Freiheit, nach Weite, nach Ruhe, nach Auszeit aus dem alltäglichen Corona-Wahnsinn unserer Tage.




Es ist immer dasselbe: sobald ich erzähle, dass ich hier  auf Föhr wohne, bekommt mein Gesprächspartner runde Augen, legt den Kopf ein wenig schief und seufzt: „Hach, das möchte ich auch gern.“ Ich erwähne dann meist im Gegenzug, dass es ja durchaus auch Nachteile haben kann, wenn man auf einer Insel wohnt, z.B. die Abhängigkeit von Schiffsfahrplänen und der Eintritt zum Festland, den wir immer bezahlen müssen, wenn wir die Insel verlassen wollen. Die Beschränktheit, die immer wieder gleichen Leute, die man zu jeder Gelegenheit trifft. Der Alltag, dem ich auch auf einer Insel nicht entfliehen kann, denn ich muss auch auf einer Insel Geld verdienen, um leben zu können.
Trotzdem: der sehnsuchtsvolle Blick bleibt, meine Gesprächspartner geben die Nachteile gerne zu, aber trotzdem…

Gerade im Moment ist das Leben auf einer Insel eher zwiespältig: nirgends in Deutschland war man bisher so sicher vor dem Corona-Virus, wie auf Föhr oder einer der anderen Inseln. Denn es durften bisher nur Menschen nach Föhr kommen, die ihren ersten Wohnsitz auf der Insel haben.
Seit Montag dürfen nun auch Zweitwohnungsbesitzer wieder auf die Insel kommen, und Verwandte in erster Linie, außerdem die Menschen, die mit ihnen im selben Haushalt wohnen.
Damit öffnet sich Föhr einerseits dem Virus - es ist jetzt wahrscheinlicher, dass es auch hier irgendwen "erwischt". Andererseits öffnet sich Föhr aber auch den Sehnsüchtigen, die sich hierher zurückziehen wollen.

Was macht den Reiz von Inseln aus -

- gerade in solch verrückten Zeiten, wo alles Bekannte wankt und die Zukunft so ungewiss ist, dass wir keine Entscheidungen treffen können, die einen Zeitpunkt später als in 2 Wochen betreffen? Was treibt die Menschen nach Föhr, was treibt euch nach Föhr, was bringt mich dazu, hier auszuharren, obwohl die Versorgung im Krankheitsfalle nicht immer gewährleistet werden kann?

Ich glaube, der Reiz von Inseln, die Sehnsucht nach Leben bzw. Urlauben auf Inseln, hängt mit dem Wassergürtel zusammen, der uns vom Festland trennt.
Hier auf Föhr sind es etwa 4 km Wasser, die uns trennen vom Rest der Welt: 4 km Wasser liegen zwischen mir und dem Alltag, zwischen mir und dem allgegenwärtigen Corona-Virus, zwischen mir und den Sorgen. Um auf eine Insel zu kommen, muss ich einiges auf mich nehmen: die Anreise mit Bahn oder Auto bis nach Dagebüll - quasi ans Ende der Welt, und dann geht es mit dem Schiff weiter. Wir erleben bei jeder Anreise, wie schwierig die Insel zu erreichen ist. Sollte gerade Niedrigwasser sein, oder Sturm, dann kann es auch sein, dass wir gar nicht hinkommen. (Oder weg, für die Insulaner - aber das vergisst man schnell wieder!).

Reif für die Insel...

...sind wir alle von Zeit zu Zeit. Wenn man erschöpft ist, wenn es um einen herum ganz trubelig ist. Vielleicht auch, wenn man Sehnsucht nach einem anderen Leben hat. Einfach mal raus – weg aus dem Alltag – hinein ins Paradies. Wir sagen dem Stress und dem Alltag „Adieu“ und suchen im Urlaub, auf der Insel, Erholung und Entspannung. Endlich mal weg zu können – weg von all dem, was den Alltag so grau macht: Zeit für mich selbst haben, für meine Familie, für Natur, für Kultur und auch für Gott.
Reif für die Insel ist ein Ausdruck von Sehnsucht: Blaues Meer und Sonne, einsamer Inselpfad und belebte Strandpromenade, gutes Essen und kühle Getränke: die friesische Karibik lockt!
Vermutlich sind Sie, seid Ihr alle reif für die Insel - reif dafür, einfach mal dem Wahnsinn zu entfliehen und Erholung und Ruhe zu finden und auf andere Gedanken zu kommen.
Und gerade jetzt geht es nicht - oder nur für bestimmte Menschen, Zweitwohnungsbesitzer oder Verwandte. Für alle anderen "Inselsüchtigen" heißt es nach wie vor: fern von Föhr, vermutlich voller Sehnsucht auf die offene Zeit warten.

Wir brauchen Inseln im Alltag

Wir brauchen ab und zu das Gefühl, durch einen breiten Wassergürtel vom normalen Alltag abgeschieden zu sein, und damit von unseren Sorgen, von der Hektik, von der Langeweile des Alltags getrennt zu sein.

Dann ist es umso wichtiger, dass wir kleine Rettungsinseln im Alltag finden:
eine Tasse Kaffee oder Tee, in Ruhe auf dem Balkon genossen, womöglich bei Sonnenschein.
Oder eine Kerze, die wir anzünden, und die uns entführt aus Dunkelheit ins flackernde Licht.
Ein Moment der Stille, den wir uns gönnen, wenn wir während der Arbeit am PC darauf warten, dass sich ein Ordner oder ein Programm öffnet.
Ein kurzes Gebet, vielleicht auch zu Hause oder in der Kirche.
St. Nicolai von oben

Jesus suchte und fand auf seinen Wanderungen immer wieder Inseln, wo er sich besinnen und stärken konnte.

So beschreibt Lukas in seinem Evangelium (Luk. 10, 38-42):
Als Jesus mit seinen Jüngern weiterzog, kam er in ein Dorf. Dort nahm ihn eine Frau als Gast bei sich auf. Ihr Name war Marta. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Die setzte sich zu Füßen des Herrn nieder und hörte ihm zu. Aber Marta war ganz davon in Anspruch genommen, sie zu bewirten. Schließlich ging sie zu Jesus und sagte: »Herr, macht es dir nichts aus,
dass meine Schwester mich alles allein machen lässt? Sag ihr doch, dass sie mir helfen soll!«
Aber der Herr antwortete ihr: »Marta, Marta! Du bist so besorgt und machst dir Gedanken um so vieles. Aber nur eins ist notwendig: Maria hat das Bessere gewählt, das wird ihr niemand mehr wegnehmen.«

Auch mir ergeht es oft wie Marta, dass ich vor lauter Geschäftigkeit die alltäglichen Inseln nicht mehr sehe und wahrnehme.
Deshalb gelten die Worte Jesu auch mir, wenn er sagt: Du machst dir viel Sorgen und mühst dich um Dinge, die im Grunde nicht so wichtig sind.
Diese Worte ermutigen uns, Inseln im Alltag zu suchen, zu finden, zu genießen, um dann gestärkt in den Alltag zu gehen.

Es gibt sie, diese Inseln im Alltag 

– für jede und jeden von uns ist etwas anderes diese Insel.
Aber genau so, wie wir auch nach Föhr nicht ohne Aufwand kommen können, so können wir auch diese Alltagsinseln nicht einfach so betreten. Nach Föhr brauchen wir ein Schiff und sind damit auf die Hilfe der WDR angewiesen.
Bild von Petra Blume auf Pixabay
Und so ist es auch mit den Inseln im Alltag:
Sie werden uns angeboten, ja, sie werden uns sogar von Gott befohlen, wenn er sagt: du sollst den Sabbat heiligen. Du sollst Pausen machen, heißt das ja. 
Aber ganz ohne Aufwand geht das nicht.
Ich muss mir meine Tasse Kaffee oder Tee zubereiten und damit auf den Balkon gehen.
Ich muss mir eine Kerze auf den Tisch stellen, ich muss ein Streichholz oder Feuerzeug aus der Schublade holen und die Kerze auch noch anzünden.
Ich muss in die Kirche gehen, wenn ich dort beten möchte.
Und das Schwierigste: ich darf mich nicht ärgern, wenn mein Computer streikt, sondern muss die Gelegenheit darin erkennen und die Pause auch wahrnehmen.

Insel to go - eine kleine Verlosung

Was ist deine Insel im Alltag?
Wie findest du einen Augenblick, um den Anforderungen des Alltags zu entfliehen?
Schreibt mir dazu einen kleinen Kommentar!
Ich verlose unter allen, die im Mai 2020 einen Kommentar hier hinterlassen, eine Plätzchenform mit dem Inselumriss von Föhr.
Damit kannst du dir Kekse in Föhr-Form backen, als Beigabe zu deinem Kaffee oder Tee - quasi eine "Insel to go"!
Wenn ihr alle hier vor Ort wärt, dann hätte ich diese Kekse für euch gebacken und euch als kleines Mitgebsel geschenkt. Das geht nun nicht😞. Aber hoffentlich ist diese Keksform ein guter Ersatz!

Ein Inselgedicht

Wenn du noch weiter lesen möchtest, dann teile ich mit dir eins meiner Lieblingsgedichte, es wird dem irischen Mönch und Missionar Columban von Iona zugeschrieben, der im 6. Jahrhundert gelebt hat.
Columban beschreibt in diesem Gedicht die Sehnsucht nach Irland, für mich beschreibt er aber auch die Sehnsucht eines jeden Föhrsüchtigen, der gerade nicht nach Föhr kommen kann.

Meine Insel

Das täte ich gern:
umschlossen auf meiner Insel,
vom hohen Felsen herab dem Meer nachsinnen,
so vielfältig bewegt.

Seine gewaltigen Wellen sehen,
aufleuchtend in strahlendem Glück,
voller Musik
für Gott, ihren Vater,
ein unendliches Lied.

Und das blitzende Band des Strandes,
aller düsteren Schwermut fern.
Den herrlichen Schrei der Vögel
ihren übermütigen Psalm.

Das Donnern der mächtigen Brandung,
die gegen die Felsen schlägt,
dieses Brüllen des Meeres,
diesen Aufschrei am Kirchhof dort.

Den Vogelschwärmen nachschauen,
schwingend weit über das Meer
und die machtvollen Wale bestaunen,
Gottes wundersamstes Geschöpf.

Und mit Ebbe und Flut,
ihrem Kommen und Gehen,
meinen Namen zurückkehren lassen nach Hause (Original: nach Irland) –
und meine geheimsten Gedanken,
die ich kaum zu flüstern versteh‘.

Hier würde mein Herz sich öffnen,
ganz ins Schauen vertieft –
und ich könnte meine Sünden beweinen,
die so schwer zu erfassen sind.

Soweit Columban - wenn du immer noch bei mir bist, dann lade ich dich auf ein Gebet ein:

Gebet:

Guter Gott,
es ist nötig
manchmal anzuhalten
auszusteigen
sich dem Treiben zu entziehen
selbst wenn es noch gut geht
selbst wenn es noch läuft
selbst wenn man noch produktiv ist.
Hilf uns in solchen Momenten
anzuhalten
den Atem zu spüren
und die inneren Bilder leuchten zu lassen
lass uns zur Ruhe kommen
damit wir anderen Menschen begegnen können.

Segen für dich:

Gott gebe dir Frieden
dass die Dünung des Meeres dir günstig sei
Gott gebe dir den Frieden einer sanften Brise
Gott gebe dir den Frieden über der stillen Erde,
den Frieden der klaren Nacht der Sterne.
Gott gebe dir den Frieden,
den Jesus Christus gibt,
denn er ist unser Friede für alle Zeit.
Amen

Es grüßt herzlich von der nicht mehr ganz so einsamen, aber immer noch sehr menschenleeren Insel Föhr
Eure Monika

5 Kommentare:

  1. Meine kleine Alltagsinsel ist mein Balkon. Meistens mit einer Tasse Kaffee, aber auch Mal ohne. Dann sitz ich da, telefoniere gern mit meiner Mama oder beobachte zum Beispiel den kleinen Specht, der immer fleißig gegen den Baumstamm gegenüber hämmert. Das gibt mir Ruhe und meinen Augen Mal eine Pause von der Online-Uni am PC. Ich bin sehr dankbar für diese Momente.

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  2. Vielen Dank, dass du uns an deiner Alltagsinsel teilhaben lässt!

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  3. Meine kleinen Alltagsinseln sind die verschiedenen Webcams auf Föhr, mit denen ich mir immer wieder einen Blick auf die Insel gönne. Und seit März natürlich die Wyker Flaschenpost, die wir, wie es sich für eine Flaschenpost gehört, zufällig gefunden haben. Vielen Dank für die tollen Bilder, Anregungen und Ideen. Wir hoffen auf ein Wiedersehen im Juli. Liebe Grüße nach Föhr. Monika und Familie

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  4. Meine kleine Alltagsinsel ist mein Garten mit den unterschiedlichen Blumen zu jeder Jahreszeit. Am liebsten Teile ich diese Blumeninsel mit meiner Familie. Im Moment mit Abstand...
    Liebe Grüße an den Treffpunkt Urlauberseelsorge.
    Hoffendlich kann ich im Juli meine kleine Alltagsinsel für einen Urlaub auf Föhr verlassen!
    Diana und Olaf

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  5. Hallo zusammen, meine Inseln im Alltag sind mein Skizzenbuch und meine Nähmaschine. Als begeisterte Patchworkerin, sehe ich viele Dinge im Alltag, die ich in und / oder mit Stoff umsetzen möchte. Sobald ich an meiner Nähmaschine sitze vergesse ich alles um mich herum und bin nur noch bei mir.
    Hoffentlich dürfen wir im August wieder auf "unsere Insel" Föhr und wenn es klappt, komm ich zum Bible Art Journaling in der Urlaubsseelsorge vorbei. Das Handlettering im letzten Sommer war nämlich auch eine sehr schöne Erfahrung für mich.
    Macht weiter so und bleibt gesund
    Katrin

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